Erscheinungsdatum: 27.06.2016 Verlag: Gerstenberg Verlag ISBN: 9783836958745 Fester Einband: 624 Seiten Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten | |
Maschinistin Sally Jones reist zusammen mit ihrem Chef und Freund Henry Koskela um 1900 auf einem kleinen Frachtschiff über die Meere. Hier fühlen sich beide frei und genießen ihre Arbeit. Doch im Hafen von Lissabon wird Koskela verhaftet und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er einen Mann getötet haben soll. Gorilladame Sally Jones flieht und muss um ihr eigenes Leben fürchten, doch die Angst um ihren Freund ist größer. Sie begibt sich auf eine ungewisse Reise, um die Unschuld Koskelas zu beweisen. |
Die passend zum Zeitalter um 1900 gezeichneten nostalgischen Illustrationen des Autors lassen nicht nur die jugendlichen Leser in eine andere Zeit reisen. Besonders schön die einleitenden Portraits der handelnden Personen und Sallys Reiseroute auf einer Karte. Der Verlag empfiehlt ein Lesealter von 9 Jahren. Mein Sohn (12 Jahre alt) meint aber, dass die Handlung vielleicht eher ab 11 Jahre geeignet ist, da einige Fremdwörter, z. B. Anarchie, auftauchen, die für jüngere Leser schwierig sein könnten.
In Lissabon ist Sally Jones plötzlich auf sich allein gestellt. Die Menschen begegnen ihr mit Hass und verfolgen sie. Verängstigt und hungrig sieht es aussichtslos für die Gorilladame aus, bis die freundliche unvoreingenommene Ana Molina Sally aufnimmt. Melancholisch, wie die Fados, die sie singt, ist die Stimmung. Die Schilderung der Stadt und deren Einwohner ist so anschaulich beschrieben, dass man sich gut in die Zeit zurückversetzen kann. Es gibt wenig Hoffnung Koskela aus dem Gefängnis zu holen. Erst ein freundlicher Friedhofswärter bringt Sally auf die Spur des vermeintlichen Mordopfers.
Wie in Tausend und einer Nacht fühlt man sich bei den Beschreibungen des Palastes des Maharadschas von Bhapur, in dem Sally schließlich landet. Und trotz allem Prunk stehen Neid und Missgunst hier im Vordergrund.
Sally Jones muss erkennen, dass man nicht jedem freundlichen Gesicht trauen kann und dass verschlossene Menschen ein großes Herz besitzen können. So lernt man durch einen feinfühligen Gorilla die Menschen zu durchschauen. Beispiellos, wie Sally ihrem Freund Henry die Treue hält und auch die härtesten Prüfungen übersteht, um ihm zu helfen. Ihre Emotionen werden so bildlich transportiert, dass man ihren Schmerz und die Einsamkeit förmlich spüren kann.
Wir haben die warmherzige Gorilladame in unser Herz geschlossen und hoffen, dass es ein Wiederlesen geben wird.
Eine wirklich tolle Rezension! Das Buch hatte ich so noch garnicht auf dem Schirm, aber jetzt werde ich es mir auf jeden Fall nochmal genauer anschauen :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Lisa von Prettytigers Bücherregal