Großartig, wenn SchriftstellerInnen es verstehen, geschichtliche Elemente gekonnt in Romanhandlungen zu verweben und ihren Teil zum Nichtvergessen beitragen. Ein wunderbares, sehr empfehlenswertes Hörbuch.
Freitag, 3. Februar 2023
Als die Welt zerbrach von John Boyne
Großartig, wenn SchriftstellerInnen es verstehen, geschichtliche Elemente gekonnt in Romanhandlungen zu verweben und ihren Teil zum Nichtvergessen beitragen. Ein wunderbares, sehr empfehlenswertes Hörbuch.
Dienstag, 31. Januar 2023
Der Fußgänger von Wigald Boning
Freitag, 27. Januar 2023
Über die See von Mariette Navarro
"Man zerreißt das Wasser nicht wie ein Stück Stoff, hinterlässt keinen Abdruck wie im Sand oder Schnee. Wer ins Wasser taucht, ist zur Unsichtbarkeit verdammt."
Die Stimmung kippt, als jeder für sich entdeckt, wie klein und allein er inmitten der Untiefen ist. Plötzlich verweigern Wellen die Sicht auf das Rettungsboot und erst als alle wieder an Bord sind, können sie ihr Abenteuer kaum fassen.
Der gekonnte Perspektivenwandel lässt die Szene noch eindringlicher wirken. Die Kapitänin an Bord, die ihre spontane Entscheidung anzweifelt und sich nicht sicher sein kann, ob die Mannschaft vollzählig zurückkehren wird.
Die Seeleute zählen ihre Reihen durch und stellen mit Erstaunen eine Zahl fest, die nicht stimmen kann. Ab hier wird die Handlung fast mystisch und genauso undurchdringbar wie der Nebel, der sich wie ein Vorhang dicht um das Schiff legt. Selbst die Motoren kommen nicht dagegen an. Der Frachter wird immer langsamer und mit ihm der Verstand der Kapitänin. Fast wie ein unterschwelliger Spuk, bei dem man jederzeit auf etwas Schlimmes wartet.
Sie spürt den ungleichmäßigen Rhythmus des Schiffes und spricht besänftigend mit diesem Metall-Koloss, gibt ihm etwas Lebendiges. Zum Ende stellen sich immer mehr Fragen. Was passiert wirklich oder entspringt nur der Fantasie. Der Autorin gelingt es, die Handlung genauso langsam auslaufen zu lassen, wie die Motoren an Kraft verlieren.
Dieser Roman ist eine überraschende Gefühlsachterbahn in leisen Tönen. Ein Leseerlebnis.
Montag, 16. Januar 2023
Die Liebe an miesen Tagen von Ewald Arenz
"Es war, als hätte er sich die ganze Zeit verfahren, um schließlich völlig überrascht festzustellen, dass er genau dort angekommen war, wo er von Anfang an hingewollt hatte."
Von der anfänglich leichten Welle des Verliebtseins getragen, wechselt die Handlung zu ernsten Themen, die die beiden Liebenden nicht mehr ganz so ungezwungen bewältigen können. Hürden müssen genommen werden, lange Gespräche ohne Ergebnis folgen und Missverständnisse mit daraus resultierenden emotionalen Verletzungen scheinen zum Unausweichlichen zu führen.
Man wünscht sich so sehr, dass Clara und Elias ein Paar werden und doch fühlt man auch ihre Zerrissenheit. Eine dramatische Wendung macht noch einmal deutlich, dass Gefühle dann am deutlichsten hervortreten, wenn Alltägliches die Priorität verliert und man sich auf das Wesentliche im Leben besinnt.
Ich habe versucht, den Roman so langsam wie möglich zu lesen, um mich von den Worten tragen zu lassen, am Ende habe ich aber doch jedes Kapitel nur so im Flug genommen. Es war schön und aufwühlend zugleich, und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Roman des Autors.
Donnerstag, 12. Januar 2023
Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)" von Volker Klüpfel und Michael Kobr
Das Autorenteam Volker Klüpfel und Michael Kobr wendet den Alpen den Rücken zu und startet eine neue Krimireihe in Südfrankreich. In der Gaunerkomödie weht ein Hauch Nostalgie durch die Handlung. Ich hatte Figuren wie Inspektor Clouseau oder den Schauspieler Louis de Funès beim Hören im Kopf. Die Protagonisten sind dann auch alle herrlich skurril, schräg und überzeichnet. Dass man sich diese Figuren so gut vorstellen kann, liegt vor allem an dem humorvollen Sprachklang des Sprechers Axel Prahl. Jede Figur bekommt eine eigene Stimmfarbe. Besonders die quiekende Stimme des Ex-Fremdenlegionärs Paul Querot und der wienerisch versnobte Dialekt der 84-jährigen Lizzy haben mir sehr gefallen.
Die Schönen und Reichen an der Côte d’Azur bekommen hier ihr Fett weg. Die einheimischen Anwohner scheinen alle eine eigene Art entwickelt zu haben, mit den dekadenten Zugezogenen zu leben. Der eine nutzt die Gärten, die er betreut, gleichzeitig als Cannabisplantage, der andere vermietet Ferienhäuser, ohne die Besitzer davon zu informieren. Die Handyladenbesitzerin nimmt es mit dem Datenschutz nicht so genau und Ticketverkäufer bieten Fahrkarten für Fähren an, die es gar nicht gibt. Alles mit einem zwinkernden Auge erzählt und durch durchweg sympathische Charaktere so humorvoll erzählt, dass man sich die Szenerie an diesem herrlichen Küstenort bildlich vorstellen kann.
Der Einstieg ist lustig und Monsieur Lipaires alias Wilhelm Liebherr besticht durch Charme und Bauernschläue. Es gibt in jedem Kapitel etwas zum Schmunzeln, denn dieser bunt zusammengewürfelte Ganoven-Haufen kommt auf die aberwitzigsten Ideen, um das Rätsel des Schatzes zu lüften. Als Gegenspieler dieses Teams kommt die Adelsfamilie Vicomte ins Spiel. Dem Klischee entsprechend besteht die Familie aus einem alten Herrn, einer überengagierten Geschäftsfrau, einer verwöhnten Tochter, einem Lebemann und Trinker und einem abtrünnigen Sohn, die gemeinsam einen geheimnisvollen Monsieur Barral erwarten. Dieser ist eine Schlüsselfigur, der immer wieder in den unmöglichsten Momenten sehr speziell auftritt.
Ein wenig verliert sich die Handlung und man ist sich nicht sicher, ob es sich noch um einen Krimi mit einem Toten oder doch eher um eine Komödie rund um einen Schatz handelt. Es gibt eine Verfolgungsjagd, die filmreif jedem Bond-Film das Wasser reichen kann und weniger erfolgreiche Manöver, die etwas zäh und langatmig erzählt werden.
Bei meiner Bewertung bin ich deshalb auch ein wenig hin- und hergerissen. Gaunerkomödien sind schon fast ausgestorben und verdienen es, erhalten zu bleiben. Doch einige Szenen konnten mich so gar nicht abholen. Dass es mir dennoch gefallen hat, liegt auch an der tollen Leistung des Hörbuchsprechers.
Als Krimireihe kann ich mir das Team "Der Unverbesserlichen" nur schwer vorstellen, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.