Samstag, 28. Februar 2015

Zapotek und die schlafenden Hunde von Claudia Rusch

http://www.mare.de/index.php?article_id=4084&setCookie=1
Erscheinungsdatum : 10.02.2015
Verlag: mareverlag 
ISBN: 9783866482074
Flexibler Einband: 316 Seiten

Meine Bewertung: 3 von 5 Punkten
Kriminalhauptkommissar Zapotek bekommt von Gitti, einer alten Bekannten aus einem Ermittlungsfall, Besuch. Völlig aufgelöst bittet sie ihn, ihr bei einer Lösegeldforderung in Höhe von einer Million Euro zu helfen. Entführt wurde einer ihrer geliebten Königspudel. Wegen der hohen Geldsumme ist klar, dass die Täter wissen, dass Gitti genug Geld zur Verfügung steht. Aber genau deshalb kann Zapotek nicht offiziell ermitteln, da er selbst in den früheren Fall verwickelt ist. Als Gitti verschwindet und in Zapoteks Heimatort Klokenzin ein Mann brutal ermordet wird, muss er sich entscheiden, ob seine privaten Ermittlungen noch zum Ziel führen.
 

Claudia Rusch hat für einen Kriminalroman einen ungewöhnlichen Schreibstil gewählt. Sie verwendet viel Zeit, um die einzelnen Protagonisten darzustellen. Der eigentliche Handlungsstrang verschwindet dabei schon einmal in den Hintergrund. Der 1. Fall für Zapotek spielt eine große Rolle. Es gibt immer wieder Andeutungen, welcher Fall ihn und Gitti verbindet. Manchmal war ich versucht, das Buch erst einmal zur Seite zu legen und den 1. Teil zu lesen. Im Nachhinein war dies aber nicht nötig.

Laut der Zeitschrift Brigitte soll Zapotek "Ein Kommissar zum Verlieben" sein. Zapotek ist interessant, mit Ecken und Kanten, ein wenig schusselig, aber verlieben kann ich mich nicht in ihn. Er ist zu sehr mit sich beschäftigt, hat Angst vor einer Beziehung und seiner Vergangenheit, warum, kann man nicht einmal erahnen. Kleine Hinweise wären für den Leser hilfreich.


Zitat: "Zapotek hatte dafür Verständnis.
Im Verdrängen macht ihm keiner was vor.".

Die ungewöhnliche Romanze zwischen Gitti und Hansen ist ein liebenswertes Nebenelement, das zeigt, dass man für die Liebe nie zu alt ist.
Heimlicher Held des Romans ist aber Jasmund, ein Rentner im Ostseedorf Klokenzin. Mit seiner ruhigen, gemütlichen Art, dem Dialekt und seiner Weitsicht hat er mir sehr gefallen.

Erst im letzten Drittel des Romans nimmt die Handlung Fahrt auf. Dabei entstehen Situationen, die wenig glaubwürdig sind. Vermeintliche Täter und Opfern verbrüdern sich, schließen sich sogar zur "Hansenbande" zusammen. Das Tempo will nicht zum Anfang der Geschichte passen. Zu rund und nett ist dann auch das Ende, das auf den nächsten Band von Zapotek vorbereitet.

Wer einen leichten Roman mit wenig Krimianteil sucht, wird hier sicherlich gut unterhalten werden.

Mittwoch, 25. Februar 2015

City Crime - Puppentanz in Prag von Andreas Schlüter

http://tulipan-verlag.de/44/978-3-86429-219-4/city-crime-puppentanz-in-prag.htm

Erscheinungsdatum : 26.01.2015
Verlag: Tulipan 
ISBN: 9783864292194
Fester Einband: 192 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 


Joanna hat für ihre Lieblingsband Konzertkarten gewonnen. Sie ist völlig aus dem Häuschen, denn das Konzert ist in Prag. Zusammen mit ihren Eltern fahren Joanna und ihr Bruder in die Goldene Stadt. Der Familienausflug auf der Karlsbrücke endet für die Mutter mit einem verknacksten Fuß. Doch für die Kinder fängt eine Verfolgungsjagd durch die Altstadt an. Wer hat ihre Konzertkarten gestohlen und was hat das alles mit einer verlorenen Wassermann-Marionette zu tun?
 
Im Buch ist ein Stadtplan mit den wichtigsten Handlungsorten vorhanden, der bei der Orientierung hilfreich ist. Am Ende gibt es für wissbegierige Leser sogar einige tschechische Vokabeln, die für das Verständnis der Handlung aber nicht zwingend erforderlich sind. Einige Illustrationen verdeutlichen das Geschehene. Das empfohlene Lesealter liegt bei 10 - 12 Jahren. Wenige Szenen sind doch schon gefährlich geschildert, man sollte abwägen, ob das eigene Kind diese Inhalte schon versteht.

Andreas Schlüter  versteht mit seinem Schreibstil die jungen Leser zu fesseln. Besonders hat mir die Schilderung der Stadt gefallen. Den Lesern werden ganz nebenbei Geschichtsdaten und Stadtinformationen vermittelt. Das wuselige Getummel auf der Karlsbrücke läßt ahnen, wieviele Menschen sich tagtäglich diese Sehenswürdigkeit ansehen.

Das Geschwisterpaar Joanna und Finn streitet sich gern, aber wenn es darauf ankommt, halten die beiden fest zusammen. In Prag geraten die beiden in brenzlige Situationen, schummeln sich an ihren Eltern vorbei in die nächtliche Großstadt und erleben zusammen mit zwei jungen Puppenspielern ein gefährliches Abenteuer. Joanna handelt oft spontan und unüberlegt, ihr jüngerer Bruder muss sie dann bremsen.
Sehr sympathisch ist ein alter Puppentheater-Besitzer, der durch seine geheimnisvolle, aber freundliche Art die Kinder in seinen Bann zieht. Schade, dass über das Puppentheater nicht mehr berichtet wurde. Man ist richtig neugierig auf die Puppen und die Theatertücke geworden.

Manchmal fragt man sich allerdings, ob die Kinder nicht besser Erwachsene eingeweiht hätten. Sie kommen im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davon.

Wir werden auf jeden Fall noch den 1. Teil aus der City Crime - Reihe lesen.

Kindermeinung:
Mir hat das Abenteuer in Prag sehr gefallen. Vojta wollte etwas Gutes für seinen Opa tun, hat damit aber alles nur schlimmer gemacht. Nicht gefallen hat mir, dass Joanna ins Gesicht geschlagen wurde und die Geschwister ihren Eltern nicht Bescheid gesagt haben.

Die Knickerbocker-Bande: Rätsel um das Schneemonster von Thomas C. Brezina

http://www.ravensburger-onlinespielewelt.de/start/die-knickerbocker-bande/index.html

Erscheinungsdatum : 01.01.2015
Verlag: Ravensburger Buchverlag 
ISBN:9783473471768
Fester Einband: 176 Seiten

Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 


Durch einen Lederhosendesign-Wettbewerb lernen sich die Gewinner Lilo, Axel, Poppi und Dominik kennen und schließen schnell Freundschaft. Der Gewinn, ein Winterurlaub in Kitzbühel, verspricht viel Spaß. Doch das Gerücht um ein Schneemonster, das auf dem Berg sein Unwesen treiben soll, läßt die Kinder nicht los. Sie machen sich auf die Suche nach dem Ungetüm und erleben ein spannendes Abenteuer, bei dem sie sich selbst in Gefahr begeben.

 

Thomas C. Brezina hat eine ganze Kinderkrimi-Reihe rund um die Knickerbockerbande geschrieben. Der Ravensburger Verlag hat diese Reihe Anfang 2015 als Neuauflage herausgegeben. Das empfohlene Lesealter wird mit 8 - 10 Jahren angegeben, macht aber sicherlich auch älteren Kindern noch Spaß. Kurze Kapitel und Zeichnungen erleichtern das Lesen und helfen bei der Vorstellung der geschilderten Ereignisse. Die Bandenmitglieder werden am Anfang des Buches mit kleinen Steckbriefen vorgestellt. So hat man gleich einen Eindruck, mit wem man es eigentlich zu tun hat.

Die österreichischen Orte, wie Innsbruck und Kitzbühel werden gut dargestellt, so dass man sich in die winterliche Landschaft und das Urlaubsgefühl hineinversetzen kann.
Gleich auf den ersten Seiten wird der Spannungsbogen aufgebaut. Falsche Fährten werden gelegt und man kann miträtseln, wer zu den Guten bzw. Bösen gehört.

Der eigentliche Grund, warum das Schneemoster sein Unwesen am Berg treibt, wird für mein Empfinden etwas zu schnell und für Kinder vielleicht zu unverständlich abgehandelt. Hier wären mehr Details und Hinweise hilfreich gewesen.
Die Bandenmitglieder bleiben ein wenig zu sehr im Hintergrund. Gemeinsame Aktionen werden schnell abgehandelt und teilweise sind die Handlungssprünge sehr schnell.

Als spannender Kinderkrimi ist das Buch zu empfehlen.

Kindermeinung:
Das Rätsel um das Schneemonster hat mir sehr gefallen. Bis zum Ende wusste ich nicht, wer oder was das Monster sein soll. Manche Szenen waren sehr spannend, es wurde sogar geschossen und es gab eine Entführung. Ich möchte auf jeden Fall noch ein Buch von der Knickerbockerbande lesen.

Donnerstag, 19. Februar 2015

Seeland - Per Anhalter zum Strudelschlund von Anna Ruhe

http://www.arena-verlag.de/artikel/seeland-anhalter-zum-strudelschlund-978-3-401-60043-7

Erscheinungsdatum : 05.01.2015
Verlag: Arena 
ISBN:9783401600437
Fester Einband: 288 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 


Max hat die Adresse seines unbekannten Vaters gefunden und macht sich auf die Suche. Doch die Fahrt führt ihn nicht wie erwartet nach London, sondern in eine wundervolle neue Welt. Durch einen Brunnen gelangt er zusammen mit Emma nach Seeland. Die geheimnisvolle Wasserwelt ist voller fantastischer Momente. Häuser, die über und unter dem Wasser gebaut sind, Wasserbusse und merkwürdige Speisen begeistern die Kinder. Als sie sich auf die Suche nach Mortensen - Max Vater - machen, finden sie in Ari einen neuen Freund und geraten in ein gefährliches Abenteuer.
 

Anna Ruhe hat einen mitreißenden Schreibstil, der nicht nur die jungen Leser begeistert. Die fantastische Unterwasserwelt wird so detailliert und liebevoll beschrieben, das man sich am liebsten selbst in ein Kustoh (U-Boot) setzen möchte, um den Meerjungfrauen, Piraten und Riesenquallen zu begegnen. Dank einer Karte am Anfang des Buches kann man die Reise der Kinder durch Seeland gut verfolgen.

Die abenteuerliche Suche in den Tiefen von Seeland zeigt, das Wasser nicht Wasser ist. Es gibt wundervolle Orte, wie Lollelund, das durch Quallen, die Gedanken und Gefühle spüren können, beschützt wird. Hier leben die Meerjungfrauen, die durch ihr hohes Alter (400 Jahre) das Wisssen von Seeland in einer Bibliothek bewahren. Unheimlich geht es in der Tiefsee zu, hier gibt es kein Licht und riesengroße unheimliche Wesen bedrohen die Kinder.

Der Spannungsbogen wird langsam und fesselnd aufgebaut. Es gibt brenzlige Situationen, fiese Piraten und eine unheimliche Macht, die alle bedroht.

Durch die Cleverness der Kinder gelingt es aber immer einen Ausweg zu finden.

Dieses Kinderabenteuer hat uns viel Spaß gemacht und wir vergeben eine absolute Leseempfehlung!

Kindermeinung:
Mir hat besonders Aris Kustoh Bobby gefallen. So ein U-Boot hätte ich auch gerne. Die Quallen, die sonst nur glibberig wirken, sind hier besonders schön beschrieben. Die Geschichte ist sehr spannend und man kann auch lachen.




Donnerstag, 12. Februar 2015

Kinder des Meeres von Charlotte Lyne

https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/historische-romane/kinder-des-meeres/id_2961879

Erscheinungsdatum : 14.11.2014
Verlag: Lübbe 
ISBN:9783431039061
Fester Einband: 638 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 


Seine Leidenschaft gehört der Mary Rose, sie zu retten und in die Geschichte eingehen zu lassen, ist sein Ziel. Doch Anthony scheint im Jahre 1509 auf verlorenem Posten um das Lieblingsschiff des Königs zu kämpfen. Trotz der bedingungslosen Liebe seiner beiden engsten Vertrauten Fenella und Sylvester muss er um sein Leben fürchten als er in die Ränkespiele der Adligen am Hofe von Heinrich VIII gerät.
 

Charlotte Lyne nimmt den Leser mit in die Zeit der Renaissance am Hof des englisches Königs Heinrich VIII. Die Leidenschaft der Autorin für diese Zeit und besonders für den außergewöhnlichen Herrscher ist deutlich spürbar.
Mich hat sie sogar für die Mary Rose und deren Geschichte begeistert (http://www.maryrose.org/).
Die Welt der Werftkinder Anthony, Fenella und Sylvester in Portsmouth wird so lebendig geschildert, als wäre man wirklich dabei.

König Heinrich VIII leidet unter dem Ausbleiben eines Thronerben und läßt seine Launen an seinem Gefolge aus. Hofft er gerade wieder einmal frisch vermählt auf einen Sohn, ist er in Spendierlaune und vergibt Ämter und erhört Bittsteller. Muss er gerade eine Frau los werden, um Platz für die nächste zu schaffen, rollen schon einmal unbeliebte Köpfe.
Wichtige Geschichtsdaten werden in die Handlung mit einbezogen. So erlebt man durch die Protagonisten wie sich das Leben durch die sozialen und religiösen Umbrüche während Heinrichs Regierungszeit dramatisch verändert.

Eine besondere Rolle spielt Anne Boleyn im Roman. Man begleitet sie als junges Mädchen bis hin zum Schafott. Ihre Lebensfreude, aber auch die Verzweiflung, ihrer Aufgabe nicht gerecht zu werden, ist deutlich spürbar. Zuleicht vergisst man, dass auch hinter den großen und mächtigen Namen, sich nur einfache Menschen und Gefühle verbergen.

Die wichtigsten Protagonisten sind aber die Werftkinder, die durch tiefe Gefühle füreinander miteinander verbunden sind. Die ungewöhnliche Dreierbeziehung wird auch mit Camelot verglichen. Zwei Männer und eine Frau, die ohne einander nicht sein können. Auffällig dabei ist, wie unterschiedlich jeder die Liebe definiert. "Die Liebe" gibt es nicht. Jeder muss für sich die Art zu lieben herausfinden.

Besonders hat mich Anthony fasziniert. Die Komplexität dieses Charakters ist einzigartig. Man leidet mit ihm und dann hasst man ihn fast für seine Taten. Versteht seine Leidenschaft für das Schiff und schüttelt den Kopf, wie er mit seiner Fenchel umgeht.

Der Spannungsbogen wird im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Zerreißen gespannt. Man meint, schlimmer kann es nicht mehr werden, mehr kann doch ein Mensch nicht aushalten und dann gibt es wieder einen Schicksalsschlag. Zeit für Erholung wird weder den Protagonisten, noch dem Leser geschenkt. So ist das Ende auch an Dramatik nicht zu überbieten.

Mich hat dieser wundervolle Roman begeistert.


Freitag, 6. Februar 2015

Das Glück der Worte von Sonia Laredo


Erscheinungsdatum : 27.10.2014
Verlag: DVA 
ISBN:9783421046345
Flexibler Einband: 384 Seiten

Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 


Briandas Leben in Madrid besteht aus Büchern. Als der Lektorin unerwartet gekündigt wird, begibt sie sich auf eine Reise. Erst einmal weg und dann weitersehen. Mitten im spanischen Nirgendwo entdeckt sie eine wunderschöne Landschaft und gleich darauf ein Schild »Nachfolger für Antiquariat gesucht«. Gefesselt von dem wundervollen Antiquariat beschließt Brianda im Dörfchen Nuba zu bleiben, nichts ahnend, dass das Schicksal noch einiges für sie bereithält.
 

Sonia Laredo hat mit ihrem ersten Roman eine Bilderpracht an Worten geschaffen. Berührende, schmeichelnde, dahinwehende Sätze, die den Leser in das kleine spanische Dorf Nuba entführen. Brianda, die Hauptakteurin, hat sich als Ziel gesetzt, ihr Leben zu einem Kunstwerk zu machen. Ratgeber sind ihre Büchern, mit denen sie eine Art literarisches Glücksspiel spielt: Sie wählt ein beliebiges Buch aus, wählt eine Seite, ein Zitat und findet einen Hinweis auf die Zukunft.

Zitat: "Ich bereitete mich darauf vor, dem Weg zu folgen, den die Bücher mir
weisen würden, ohne zu wissen, dass sie mich in ein magisches Königreich
führen würden, in dem ein geheimnisvoller Mann, ein uraltes Geheimnis und
ein unermesslicher Schatz auf mich warteten".
Der Zufall will es, dass sie im Antiquariat von Don Lorenzo den richtigen Ort dazu findet. Er bietet ihr Zuflucht und Freundschaft. Der alte Mann beauftragt sie einen Schatz im Laden zu finden. Erst dann darf sie das Antiquariat übernehmen. Was als kurze Reise beginnt, wird zu einem neuen Lebensabschnitt. Brianda verändert sich, findet die Liebe, wenn auch schmerzlich, nimmt Teil am Leben der Dorfbewohner und empfiehlt bei Problemen, die entsprechenden Bücher.

Don Lorenzo ist für mich der heimliche Held dieser Erzählung. Seine Leidenschaft für sein Antiquarit, die ruhige, warme Ausstrahlung und die Freundschaft die er der völlig fremden Brianda entgegenbringt, machen ihn so sympathisch und echt.

Die Leidenschaft zur Literatur ist auf jeder Seite zu spüren. Es gibt Zitate über Zitate von bekannten und unbekannten Schriftstellern, aus Märchen und Mythen. Manchmal überlagern sie zur sehr die Handlung, lassen das Geschehen in den Hintergrund treten. Dabei gibt es durchaus einen Spannungsbogen, der sich aber dezent und undramatisch im Hintergrund aufbaut.

Mich hat besonders der Erzählstil gefangen genommen. Auf weitere Bücher von Sonia Laredo darf man gespannt sein.

Montag, 2. Februar 2015

„Veilchens Winter“ von Joe Fischler

http://www.haymonverlag.at/page.cfm?vpath=buecher/buch&titnr=967

Erscheinungsdatum : 12.01.2015
Verlag: Haymon Verlag 
ISBN:9783852189673
Flexibler Einband: 288 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 


Valerie Mauser ist kaum in Innsbruck angekommen, da ist sie schon per "Du" mit dem Landeshauptmann. Schade nur, dass sie sich an die feucht-fröhliche Willkommensfeier zu ihrem Dienstantritt nicht mehr erinnern kann. Bevor sie überhaupt den neuen Posten antreten kann, bekommt sie vom Landeshauptmann einen Sonderfall mit besonderer Geheimstufe übertragen. Die kleine Tochter eines russischen Oligarchen, der ein Nobelhotel betreibt, wurde entführt. Ohne Ermittlungsteam macht sich Valerie an die Arbeit, bis ihr vor lauter Finanz-, Politik- und Tourismusskandalen die Übersicht verloren geht. Zur Unterstützung eilt ihr ehemaliger Kollege Stolwerk aus Wien hinzu, der glücklicherweise unkonventionelle Fälle liebt und ein Gespür für Menschen hat.
 

Joe Fischler hat einen äußerst unterhaltsamen Regionalkrimi geschaffen, der das Innsbrucker Altstadtflair gut zur Geltung bringt und mit einem Augenzwinkern den russischen Einfluss auf Politik und Tourismus einfließen läßt. Leichte Dialektfärbungen, ein locker leichter Schreibstil und Tiroler Weisheiten unterstreichen die Handlung.

Hauptakteurin Valerie Mauser erscheint anfangs taff und jeder Situation gewachsen. Doch schnell zeichnet sich ein anderes, empfindlich, verletzliches Bild von ihr. Die Vergangenheit scheint sie einzuholen, so sehr sie auch versucht, die Gedanken daran zu verdrängen. Mit einem Schmunzeln liest man von einer imaginären Souffleuse, die Valerie bösartig schöne Kommentare in den unpassendsten Augenblicken zuraunt.

Stolwerk, der Kollege aus alten Zeiten, ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Gutmütig, bequem und immer um sein "Veilchen" besorgt, unterstützt er sie, wo er nur kann. Da schwingt sich der korpulente Wiener selbst bei eisigem Schneetreiben auf ein Fahrrad, um einen Flüchtigen quer durch Innsbruck zu verfolgen.

Auch andere Charaktere werden herrlich überzogen, humorvoll beschrieben. Der selbstgefällige Landeshauptmann, der vor lauter Eitelkeit gar nicht merkt, wie sehr er Valerie unterschätzt hat.
Kollege Schmatz, der von Valerie aus seinem verstaubten Computeralltag herausgerissen wird und a´la James Bond im Hosentaschenformat im A6 durch die Innsbrucker Straßen saust.
Oligarch Boris, mit Bärenkräften und weichem Herz, coolen Bodyguards und seiner obligatorisch schönen jungen Frau.

Das entführte kleine Mädchen bleibt lange im Hintergrund der Handlung. Politische Drahtzieher, Finanzhaie und vermeintliche Mörder führen den Leser auf falsche Spuren. Am Ende zieht der Spannungsbogen noch einmal hefig an.

Die Mischung aus Spannung, Humor, eigenwilligen Charakteren und Städteflair ist gelungen.
Über eine Fortsetzung mit dem eigenwilligen Ermittlerduo würde ich mich freuen.