Freitag, 10. Juli 2020

Amadeus auf dem Fahrrad von Rolando Villazón



Erscheinungsdatum: 16.06.2020     Verlag: Rowohlt     ISBN: 9783498070700   Fester Einband: 416 Seiten     Leseprobe     Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 
Vian flieht aus Mexiko vor seinem strengen Vater und dem trostlosen BWL-Studium. Mit 20 will er beweisen, dass er ein gefeierter Opernstar werden kann. Doch all sein Bemühen reicht nicht aus. Zwar bekommt er eine Rolle in Salzburg, nur nicht als Tenor, sondern als Komparse in Mozarts "Don Giovanni". Vian scheint vom Unglück verfolgt zu sein, am Ende findet er aber seinen Weg.

Rolando Villazón bekannt als grandioser Opernstar und Mozart-Fan hat mit diesem Roman seiner Leidenschaft freien Lauf gelassen. Es ist nicht unbedingt die Handlung, die einen fesselt, sondern die Schreibfreude, die man bei jedem Satz findet. Es ist, als würde man als Zuschauer einem Theaterstück folgen. Vieles wirkt übertrieben, gekünstelt, aber genau zu dieser Handlung passt es. 

Zusammen mit Vian gelangt man hinter die Kulissen der Salzburger Festspiele. Hier gibt es Diven, die erst gar nicht zur Probe erscheinen, Mitläufer und Selbstdarsteller. Ein bunter Blumenstrauß voller Emotionen. Vian, der seinem Vater vorgeflunkert hat, er würde eine größere Rolle spielen, spielt auch für sich nur eine Rolle. 

Er findet sich einfach nicht, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er allabendlich mit einer Mozartstatur spricht, die er freundschaftlich Trazom - so wie Mozart gerne unterschrieb - nennt. Mittellos und unglücklich verliebt bleibt ihm nur Mozart. In seinen Briefen findet er Bestätigung, in seiner Musik geht er auf.

"Vielleicht war ich deshalb nach Salzburg gekommen, um bei der Begegnung mit Mozart eine im Verborgenen lauernde Bestimmung zu finden."

Es kommt, wie befürchtet. Der über alles erhabene Vater holt seinen Sohn zurück in die Heimat. Überrascht von der plötzlichen Vitalität der Hauptfigur nimmt die Geschichte einen unvorhersehbaren Verlauf. 

Dies ist kein großartiger Roman, aber eine Liebeserklärung an alle, die noch träumen können, die Fantasie besitzen und für ihre Freiheit kämpfen. Mozart und Salzburg muss man ja sowieso lieben. Danke Rolando.

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