Sonntag, 7. März 2021

Ein Stadtmensch im Wald von H.D. Walden

Erscheinungsdatum: 04.03.2021    
Verlag: Galiani Berlin
ISBN:
9783869712420
Fester Einband
Seiten:
112
  
Leseprobe



Meine Bewertung: 
  3 von 5 Punkten  





 

Inhalt: Ein Schriftsteller flüchtet vor der Pandemie in die Einsamkeit des Waldes, denn Schreiben kann man überall. In Brandenburg, im Ruppiner Wald, findet er mehr als nur Ruhe. Seine unbestrittene Unwissenheit, was Flora und Fauna angeht, bietet ihm die Möglichkeit, sich völlig unbefangen der Natur zu nähern. Seine kleinen Wald-Erlebnisse laden zum Innehalten ein. Tierportrait-Zeichnungen von Elisa Rodriguez unterstreichen die Schilderungen.

H.D. Walden hat sich einem aktuellen Thema gewidmet. Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich den Corona-Hotspots fernzuhalten. Ein Autor hat diese Chance natürlich und so zieht es ihn in eine Waldhütte, fern von Abstandsregeln und Hygienekonzepten. Als Leserin, die direkt am Wald lebt, habe ich dieses Buch mit einem Schmunzeln und Aha-Erlebnissen gelesen. Für mich alltägliche Situationen werden auf amüsante Art beschrieben und laden zum Neubetrachten ein.

Aufgetragen von der Freundin, soll der Schriftsteller die Waldtiere füttern, was anfänglich eher eine Pflicht als Freude ist. Diese Vögel scheinen alle gleich. Doch durch die neu gewonnene Zeit und Muße zum Beobachten werden diese Tiere eigenständige Wesen mit Eigenarten, verhaltenstypischen Bewegungen und Charakterzügen.

Diese Stelle hat mir besonders gefallen:

 "Wenn die Kleiber sich Futter holten, hieß es 'Alle runter auf den Boden! Keiner bewegt sich, oder es knallt! Her mit den großen Scheinen, na los hört ihr schlecht, ihr habt genau vier Sekunden Zeit!' Die Dompfaffen hingegen wirkten wie Leute, die an einem heißen Sommertag im Garten grillen und eigentlich keinen großen Appetit haben, weil es so warm ist."

Ein Waschbär hat es ihm dann besonders angetan. Jede Nacht plündert der schlaue Kerl die Meisenknödel und lässt sich auch nicht von verschiedenen Abschreckungsversuchen davon abhalten. Mann und Tier arrangieren sich, der eine füttert den Waschbären und das Tier lässt Vogelhaus Vogelhaus sein. Man bekommt den Eindruck, dass sich der Mensch den Tieren annähert, seinen Tagesablauf danach ausrichtet und sich vom städtischen Verhalten immer mehr entfernt.

Einige Passagen waren mir etwas zu fremd. Dialoge zwischen Waschbär und Mensch sind wohl der Einsamkeit und Stille geschuldet. Wiederkehrende nächtliche Wanderungen zu einem Hochsitz, um zu überprüfen, ob eine Jägerin diesen besucht hat, konnte ich nicht so ganz verstehen. Auch wenn eine gewisse Zuneigung zu einem Wildtier besteht, bleibt es doch ein Wildtier und die Rettung vor einer vermeintlichen Kugel wäre auch mit nächtlichen Wanderungen nicht zu verhindern gewesen.

Für mich ist es eine Empfehlung, sich ab und zu vom menschlichen Getümmel zu entfernen, um den Blick für die Natur und das Sein zurückzugewinnen. Auf jeden Fall eine Entschleunigungsleseempfehlung.

Eine Begebenheit im Buch hat der Auto im Video festgehalten:


 

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