Montag, 8. Februar 2021

Der Malik von Bernhard Kreutner

Erscheinungsdatum: 21.01.2021    
Verlag: Benevento
ISBN: 9783710900969
Flexibler Einband
Seiten
288 
  


Meine Bewertung:
3,5 von 5 Punkten 






Inhalt: Ein besonders heikler Fall auf Malta sorgt dafür, dass die "Sonderermittler für besondere Fälle" zum Einsatz kommen. Ein hoher österreichischer Finanzbeamter ist verschwunden und niemand weiß genau, was er dort wollte oder warum er verschwunden ist. Michael Lenhart und Sabine Preiss haben wenig, auf dem sie aufbauen können. Lediglich ein Zettel mit der Notiz "Der Malik" bildet die Grundlage ihrer Recherchen. Als sie auf eine Familie mit Migrationshintergrund stoßen, haben sie plötzlich Politik und Medien gegen sich. Politische und wirtschaftliche Ränkespiele werden gezielt miteinander verflochten und sind nur schwer zu enttarnen.

Dies ist der zweite Teil einer Kriminalromanserie eines Sonderermittler-Duos, den Autor Bernhard Kreutner im locker, leicht zu folgendem und interessanten Stil geschrieben hat. Da ich den ersten Teil "Der Preis des Lebens" nicht kannte, hatte ich Bedenken, ob man ohne Vorkenntnisse in die Serie einsteigen kann. Die Erklärungen und die Zusammenhänge der Personen werden ausreichend wiedergegeben, um sich zurechtzufinden. Der erste Teil hat mir nicht gefehlt. 

Besonders interessant finde ich die Mischung aus Wirtschafts- und Politikkrimi, der zwar kein neues Thema aufgreift, aber dennoch sehr gut umgesetzt wird. Der kriminelle Umgang mit europäischen Emissionszertifikaten und dem sogenannten Umsatzsteuer-Karussell, der Umsatzsteuererschleichungen in traumatischer Höhe ermöglicht, wird hier sehr realistisch beschrieben. 

In diesem Roman geht es nicht darum, einen Täter zu finden, sondern ihm das Handwerk zu legen. Die Clan-Kriminalität mit all ihren schmutzigen Tricks wird hier von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Das Clan-Oberhaupt hält an alten Traditionen fest, reell ist nur, was man mit Händen greifen kann. Seine Söhne spezialisieren sich aber mehr und mehr auf digitale Kriminalität, mit der sie wesentlich effektiver und erfolgreicher sind. Hinter der Fassade erfolgreicher Geschäftsmänner gehen sie skrupellos sprichwörtlich über Leichen. 

Der Wiener Charme darf natürlich nicht fehlen und so ist die Vorzimmerdame Frau Wolf der heimliche Star in diesem Roman. Mit Dialekt und forschem Auftreten ist sie immer bestens informiert und hilft den Ermittlern in mancher brenzligen Situation einen Wissensvorsprung zu erhalten. Schwerer habe ich mich mit Ermittler Dr. Lenhart getan, der ein Faible für philosophische Ergüsse hat, die nicht immer angebracht und nachvollziehbar sind:

 "Dekonstruiert á la Frankfurt erhält man dann ein Oxymoron wie den demokratischen Sozialismus."

Da halte ich es eher mit einem seiner Polizeikollegen:

 "Michael, sorry, bei aller Wertschätzung, du hast einen an der Waffel."

Alles in allem hat mir dieser Kriminalroman zunehmend besser gefallen. Die anfänglichen Anfangsschwierigkeiten mit den Charakteren sind dem Interesse am Thema und dem steigenden Spannungsbogen gewichen. Ein thematisch ungewöhnlich angelegte Story, die neugierig auf die Fortsetzung macht. 

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