Sonntag, 22. Mai 2022

Garmischer Mordstage von Roland Krause


Eigentlich wollte Ben Wiesegger es nach 20 Jahren Abwesenheit in Garmisch langsam angehen. Doch wer davonläuft, darf nicht mit Vergessen rechnen. Und dann ist da noch der Tote auf der Viehweide. Tierärztin Schmerlinger glaubt nicht, dass ein Stier ihn auf dem Gewissen hat. Als Bens Familie in den Fall hineingezogen wird, ermittelt das ungleiche Duo auf eigene Faust.   


Roland Krause hat mit gewohnt locker sitzender Feder einen mundartlich wordmalerisch akrobatischen Krimi mit regionalen Details geschrieben. Kurze Kapitel und  knappe markige Sätze unterstreichen die launige Handlung. 

Für jeden Leser*innen-Typ findet sich ein Charakter, mit dem man sich anfreunden kann. Ein eifersüchtiger Dorfsheriff, der wilder als der vermeintliche Mordstier auf der Weide auftritt. Dessen liebestolle Frau, die zu Hochtouren aufläuft, als ihre Jugendliebe eintrifft. Der gescheiterte, abgerissene Journalist, der trotz mangelhaftem Selbstbewusstsein bei der energischen Tierärztin einen Stein im Brett hat. Gauner, Dealer und Immobilienhaie und natürlich Freunde, die mit einem durch dick und dünn gehen. 

Mein heimlicher Favorit ist allerdings  Bens alter und vermeintlich unbeholfener Vater. Obwohl er sein Zimmer nicht verlässt und meistens die Sterne betrachtet, ist er immer zur Stelle, wenn es darum geht, Einbrecher und Wandbeschmierer in die Flucht zu jagen. Seine unaufgefordert erteilten Weisheiten sind prägnant und dulden keinen Widerspruch, denn schließlich behält er am Ende ja doch immer recht.

Die Handlung nimmt langsam Fahrt auf, man kann sich orientieren, einen Eindruck von den Örtlichkeiten gewinnen und die Eigenarten der einzelnen Protagonisten auf sich wirken lassen. Der ausgeprägt umschreibende Sprachstil, der möglichst viel Humor vermitteln sollte, gefiel mir anfangs sehr gut, strengte mich am Ende aber mehr an. Die eingestreuten Informationen über Bräuche und regionale Gepflogenheiten haben mir besser gefallen. Besonders die Umsetzung einer besonderen Verkleidung in einer Schlüsselszene passt sehr gut in einen Regionalkrimi.

Der Spannungsbogen wird am Ende strapaziert, als auf allen Ebenen dramatische Ereignisse einsetzen. Ein finaler Moment hätte völlig ausgereicht, um Spannung zu erzeugen. Für mich war es ein sehr kurzweiliger Krimi, der sich gut im Urlaub auf einer Bergwiese lesen lässt.


Von mir gibt es 3 von 5 Punkten

Buchinformationen
Erschienen: 14.04.2022
Verlag:  emons:Verlag
ISBN: 9783740814502
Flexibler Einband
Seiten: 320





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