Freitag, 28. Oktober 2016

Veilchens Blut von Joe Fischler


http://www.joefischler.com/2016/05/veilchens-blut-valerie-mausers-neuer.html
    Erscheinungsdatum: 29.09.2016
    Verlag: Haymon Verlag
    ISBN: 9783709978412
    Flexibler Einband: 264 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 
   Statt Reha und Ruhe muss Valerie Mauser ihre bisher
   unbekannte Tochter aus den Fängen skrupelloser Gangster
   retten. Für Luna, die eine abenteuerliche Story erzählt, setzt
   sie nicht nur ihre kriminalpolizeiliche Karriere, sondern auch
   ihr Leben aufs Spiel. Selbstlos stehen ihr Kollege Schmatz,
   Ex-Ermittlungspartner Stolwerk und Freund Sandro zur Seite.
   Doch ihr Kampf gegen Gesetz und Kriminelle scheint
   ausweglos.

Joe Fischler Joe Fischler setzt mit "Veilchens Blut" die Reihe um die Ermittlerin Valerie "Veilchen" Mauser erfolgreich fort. Der schnelle temporeiche und humorvolle Schreibstil passt zu der quirligen ungewöhnlichen Erscheinung der Ermittlerin. Im Anhang befindet sich ein Steckbrief, der die unkonventionelle Ermittlerin skizziert.

Abweichend von den bisherigen Bänden verzichtet der Autor auf leise Töne oder Gedankengänge der Hauptprotagonistin. Es geht schnell, rasant, bunt und laut zu. Manchmal auf Kosten der Handlung. Trotz Mord, Tierschutz und Bandenkriminalität will sich keine richtige Spannung aufbauen. Slapstickeinlagen von Valeries Mitarbeiter Schmatz lassen selbst eine rasante und halsbrecherische Fahrt zum Schmunzler werden.

"Seine Fahrweise war sogar richtig geschickt, schlitzohrig boshaft, landläufig hundsgemein - aber auf nette Art, jedenfalls aus ihrer Perspektive." ... "Bald wird noch ein Hubschrauber über uns schweben, fürchtete Valerie und fühlte sich an Live-Verfolgungsjagden aus den USA erinnert."
Viele Szenen sind gut gedacht und dann doch immer eine Spur drüber. Teilweise hat man das Gefühl mitten in einer amerikanischen Krimi-Komödie zu sein.

Nebenfiguren wie Stolwerk und Schmatz stehlen Veilchen die Show. Der gutmütige Stolwerk opfert Zeit und Firma, um Veilchen zur Seite zu stehen. Er überspielt seine Sorgen durch Kochkünste und Charme.
(Stolwerks Kaiserschmarrn vorgestellt vom Autor selbst, zum Nachkochen).
Chaot und Genie Schmatz sorgt für Überraschungsmomente wo er geht und steht. Sein Wunsch im Außendienst eingesetzt zu werden wird plötzlich zum größten Albtraum.

Leider war dies für mich der schwächste Veilchen-Band. Die vorherigen Bände waren eine Mischung aus leise und laut. Hier war nur Tempo, Radau und Gewalt angesagt. Dabei gäbe es doch gerade zwischen Mutter und Tochter viel zu klären. Die Menschen kamen hier einfach zu kurz. Für weitere Entwicklungen bleibt viel Raum und hoffentlich wieder ein Band, der Valerie die Möglichkeit gibt, ihr Talent als Ermittlerin zu entfalten.



Autoreninterview

Montag, 24. Oktober 2016

Hilfe, mein Lehrer geht in die Luft von Sabine Ludwig


http://www.blickinsbuch.de/book/rDlh46bDj3
    Erscheinungsdatum: 22.08.2016
    Verlag: Dressler
    ISBN: 9783791500140
    Fester Einband: 256 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 
   In der Schule passieren lauter böse Streiche und immer ist
   der 12-jährige Felix Vorndran in der Nähe:
   Wandschmierereien, verschwundene Mathearbeiten und
   eine verletzte Lehrerin. Alle sind sich sicher, das kann nur
   Felix gewesen sein. Als Ellas Haare völlig verklebt
   abgeschnitten werden müssen, verliert er auch noch seine
   beste Freundin. Wem soll er erzählen, dass der Geist von
   Hulda Stechbarth sein Unwesen in der Schule treibt. Der
   Bio-Vertretungslehrer Dr. Dr. Witzel scheint ihm zu glauben,
   aber ist er wirklich so nett wie es den Anschein hat.


"Hilfe, mein Lehrer geht in die Luft" ist die Fortsetzung von "Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft". Man kann das Buch aber auch ohne Vorkenntnisse lesen, denn es gibt genug Hinweise auf den ersten Band. Sabine Ludwig hat einen flüssigen und humorvollen Schreibstil. Das empfohlene Lesealter liegt bei 10 bis 12 Jahren. Meine Söhne fanden besonders gut, dass sie die gleichen Unterrichtsthemen hatten (Destruenten). Die Zielgruppe wird also auch beim Schulstoff getroffen.

Die Charaktere kann man sich dank der guten Beschreibung bildlich vorstellen. Erzähler und Hauptprotagonist Felix kämpft in der Schule um gute Noten, um nicht sitzen zu bleiben und muss zu Hause allein zurecht kommen, weil seine Eltern wenig Zeit für ihn haben. Sympathisch meistert er auch schwierige Situationen und gibt auch dann nicht auf, als alle Mitschüler sich von ihm abwenden. Der Vertretungslehrer Dr. Dr. Witzel ist sehr lustig beschrieben.

"Er war klein. Und rund. Wie eine Kugel auf zwei Beinen. ...Witzel öffnete die Tafel, wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Dabei rutschten seine eh schon kurzen Hosenbeine hoch und man sah seine Strümpfe. Blau-weiß geringelte Socken."
Doch dieser Lehrer ist voller Überraschungen, die Felix sogar in Gefahr bringen.

Witz und Spannung stehen im Vordergrund der Handlung. Nebenbei werden aber auch Schul- und Familienprobleme angesprochen. Die Vorverurteilung von Felix durch seine Mitschüler zeigt, wie schnell man jemanden fälschlich beschuldigen kann. Zum Glück gibt es noch Freundin Ella, die Felix beisteht.

"Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft" hat meinen Kindern ein wenig besser gefallen. In diesem Band waren einige Szenen, in denen nicht viel passiert ist.

Eine schräge unterhaltsame Geschichte, die Kinder lieben.

Freitag, 21. Oktober 2016

Unterleuten von Juli Zeh





    Erscheinungsdatum: 08.03.2016
    Verlag: Luchterhand
    ISBN: 9783630874876
    Fester Einband: 640 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 
Fernab von aller Großstadt-Hektik liegt das Dorf "Unterleuten" in Brandenburg. Hier kennt noch jeder jeden und Zugezogene haben es nicht leicht, denn wer sich nicht an die dörflichen Regeln hält, wird zum Außenseiter. Ein geplanter Windpark und die damit verbundenen Flächennutzungen lassen das Geflecht aus ungeschriebenen Schuldverhältnissen und gegenseitigen Gefälligkeiten auseinanderfallen. Jeder will ein Stück des Kuchens ergattern und bringt damit das Dorfgefüge ins Wanken. Lange unterdrückte Missgunst, alte DDR-Seilschaften und falschen Ambitionen von Neubürgern ergeben eine explosive Mischung.


Juli Zeh Juli Zeh beschreibt ein Dorf, das sicherlich viele schon so vor Augen hatten. Auf den ersten Blick eine ländliche unberührte Idylle, die man erst auf der Karte suchen muss. Die 250 Bewohner lieben es schlicht und ruhig. Die ehemalige LPG, jetzt ein Agrarbetrieb mit Bio-Siegel ist der einzige große Arbeitgeber weit und breit. Neu ist der Aufwand, der um das Buch herum betrieben wurde. Die Autorin sagt selbst über das Buch: "'Unterleuten' hatte von Anfang an die Tendenz, über die Buchdeckel hinaus zu wuchern." Im Internet findet man eine eigene Website http://www.unterleuten.de/, die nicht nur das Dorf mit Ortsplan und die Bewohner akribisch genau in Steckbriefen beschreibt, sondern auch Medien wie facebook und youtube nutzt, um Charaktere des Buches "lebendig" werden zu lassen. Zum Verständnis der Handlung sind diese zusätzlichen Angebote aber nicht erforderlich.

Nach Veränderung strebt in Unterleuten niemand. Die Charaktere sind nicht sympathisch, glatt und nett anzuschauen, sie polarisieren. Jeder hat sich sein eigenes kleines Weltbild geschaffen und lässt daran nicht rütteln.

"Am liebsten sprach er davon, dass das Drama der modernen Politik im fanatischen Streben der Menschen nach Veränderung liege. Die
Menschen von heute konnten nichts lassen, wie es war, auch das Gute nicht. Wenn etwas funktionierte, machten sie es mit ihrer Änderungswut kaputt, bis es wieder Probleme gab, mit deren Lösung sie sich profilieren konnten."

Die Handlung, die nicht mehr als zwei Monate (Juli und August 2010) einnimmt, überrascht durch immer neue Wendungen. Man bewegt sich von der Oberfläche in immer tiefere menschliche Abgründe. So wie man seinen Nachbarn vermeintlich kennt, hat man auch bei den Unterleutenern schnell Schubladen geöffnet und sich eine Meinung gebildet. Doch es kommt anders, dramatisch und unvorhersehbar.

Das Spiel um Missverständnisse und Schuldzuweisungen wird von der Autorin gekonnt inszeniert. Ein gesellschaftskritisches Lesevergnügen der besonderen Art. 



Donnerstag, 20. Oktober 2016

[Aktion] Liebster Blog Award

Vielen Dank, dass ich dabei sein darf.


Ich freue mich das Barbara und Suse mich für den Award nominiert haben. Sorry Barbara, dass ich jetzt erst dazu komme.
Zuerst die Regeln, dann meine Antworten und  die von mir nominierten Blogs! 

1. Verlinke den Blogger, der dich nominiert hat.
2. Beantworte die 11 Fragen, die dieser Blogger dir gestellt hat.
3. Nominiere 5 bis 11 Blogs, die du interessant findest und die weniger als 200 Follower haben.
4. Stelle den nominierten Bloggern deine 11 Fragen.


Zuerst Barbaras Fragen:

1. Wonach suchst du dir deinen Lesestoff aus? Inhalt, Autor oder entscheidet etwas anderes dein Leseverhalten?
--> ich lasse mich von anderen Bloggern und Communities inspirieren. Dann ist es meist Buchgefühl
2. Welche Genres interessieren dich besonders?
--> Auch beim Genre bin ich ziemlich offen. Liebesromane und Fantasy haben bei mir aber fast keine Chance.
3. Gibt es dein absolutes Lieblingsbuch?
--> DAS Lieblingsbuch habe nicht. Aber dieses Jahr hat es mir Die Birken wissen's noch von Lars Mytting angetan
4. Welchen Autor möchtest du mal treffen?  
--> Holly-Jane Rahlens
5. Was möchtest du an deinem Blog mal ändern? 
--> Ich würde gern mehr aktive Komponenten einbauen - dazu fehlt mir aber das Know-How.
6. Welches sind für dich die drei wichtigsten Werte im Leben?
--> a) Gesundheit b) Familie c) Sicherheit
7. Wohin möchtest du gerne mal reisen?
--> Argentinien
8. In welchem Buch würdest du gern die Hauptrolle spielen?
--> Ich lese lieber über andere :-)
9. Welche Challenge hat dir bisher am meisten Spaß gemacht?
--> Ich mag Blogtouren über Bücher und Lovelybooks-Challenges
10. Welche Buchcommunity findest du ganz besonders toll?
--> Lovelybooks
11. Welche Bücher hebst du auf, sammelst du und welche gibst du weg oder tauschst?
--> Signierte Bücher hebe ich auf. Buchreihen, die mir gefallen, muss ich komplett haben und weggeben ist sehr sehr schwierig für mich.

Und Suses Fragen:

1. Welche Bücher aus deiner Kindheit sind dir besonders in Erinnerung geblieben und sind sie noch in deinem Besitz?
--> Michael Endes Bücher habe ich sehr gemocht. Ja, ich habe sie noch.
2. Hast du Bücher gelesen, an die du große Erwartungen hattest und dann enttäuscht wurdest?
--> bisher zum Glück nicht
3. Was ist dein liebstes Hörbuch?
--> Gefallen hat mir Makarionissi von Vea Kaiser
4. Magst du einen bestimmten Illustrator/eine bestimmte Illustratorin besonders gern?
--> Kinderbuch Illustrator Torben Kuhlmann finde ich toll
5. Nenne ein Buch das dich überrascht hat und warum?
-->  Die Birken wissen's noch von Lars Mytting, weil ich noch nie so intensive Worte über Bäume gelesen habe. Die Handlung ist auch richtig gut.
6. Kochst du gerne und was ist dein Lieblingskochbuch?
-->   Ich koche gern, aber inzwischen benutze ich eher Online-Rezepte von Food-Bloggern
7. Wo liest du am liebsten?
-->  im Sessel vor dem Kamin
 8. Liest du auch Ebooks oder ausschließlich "echte" Bücher aus Papier?
-->  Im urlaub lese ich hauptsächlich ebooks
9. Wie groß ist dein SUB? Wächst er oder "arbeitest" du am Abbau?
-->  ich habe aufgehört zu zählen. Er wächst mehr als ich abbauen kann.
 10. Was sind deine Tops und Flops des Jahres 2016?
-->  Die Birken wissen's noch von Lars Mytting mit Favorit und Die Stille vor dem Tod von McFaydn Flop
11. Welches Buch liest du aktuell?
-->  Der Nostradamus Coup von Gerd Schilddorfer


Ich nominiere folgende Blogger:

http://vanessasbuecherregal.blogspot.de/
http://traumeweltbuecher.blogspot.de/
http://kejas-blogbuch.de/
http://moniszeitreise.blogspot.de/
https://traumlandzwischenzweibuchdeckeln.blogspot.de/
https://zeilenzauber-blog.de
http://buecherlove-mehr.blogspot.de/


und hier sind meine Fragen:

1. Nimmst Du aktiv an einem Buchclub/Lesertreff teil (nicht online)?
2. Welches ist Deine Lieblingsbuchhandlung?
3. Hast Du schon selbst versucht ein Buch zu schreiben?
4. Wer ist Deine Lieblingsbuchfigur und warum?
5. Wo bewahrst Du Deine Bücher auf (Regal oder Kiste) und wie sind sie sortiert?
6. Wieviele Rezensionen hast Du schon geschrieben?
7. Nimmst Du an Bloggertreffen und Buchmessen teil?
8. Außer Lesen, hast Du andere Hobbies?
9. Gibt es ein Buch, dass Dich bei einer Entscheidung beeinflusst hat?
10. Dein Lieblingsautor?
11. Eine Romanfigur, die es verdient hätte, lebendig zu werden?

Ich freue mich auf Eure Antworten. Wer aber nicht teilnehmen möchte, muss auch nicht.

Liebe Grüße
Gela

Der Hydrograf von Allard Schröder


http://www.mare.de/index.php?article_id=4427
    Aktuelle Ausgabe: 04.10.2016
    Verlag: Mare Verlag
    ISBN: 9783866482623
    Fester Einband: 208 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 
Das Jahr vor dem 1. Weltkrieg ist für den Hydrografen Graf Franz von Karsch-Kurwitz der Aufbruch in ein neues Leben. Auf der Flucht vor gesellschaftlichen Zwängen reist er per Schiff nach Valparaíso, um das Meer zu erforschen. Eine geheimnisvolle Schönheit kommt in Lissabon an Bord und verdreht nicht nur Karsch den Kopf. Vorgezeichnete Wege und Pflichtgefühl scheinen fern der Heimat ihren Wert zu verlieren.


Gleich zu Beginn hat man das Gefühl, ein viel älteres Buch zu lesen. Der Schreibstil wirkt poetisch entrückt. Allard Schröder setzt auf die Sprache, die er spielerisch und gekonnt verwendet. Die Handlung und selbst die Charaktere werden zur Nebensächlichkeit. Eine Epoche, in der Zeit noch nicht so wertvoll war wie heute. An Karsch kann man erkennen, wie langsam er seine Tage vergehen lässt.
Mit der Emotionslosigkeit von ihm hatte ich anfangs so meine Probleme. Leidenschaft scheint für diesen Mann ein Fremdwort zu sein. Für ihn gibt es nur Pflicht. Er sieht die Sinnlosigkeit allen Tuns (seines Standes) und kapituliert. Die Doppelmoral der damaligen Zeit wird sehr deutlich herausgearbeitet.

"Sein Leben war ihm oft wie eine Flucht erschienen. Nicht
vor etwas, sondern zu etwas. Er suchte ein Refugium, ein Asyl,
einen stillen, weiblich duftenden Ort, an dem sich alles in sei-
ner regungslosen Herrlichkeit zeigte. "

Karsch wie seine Reisebegleiter, der Salpeterhändler Moser und der Lehrer Todtleben, stehen für die sozialen Stellungen. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges befindet sich die Welt im Aufbruch. Adel, Unternehmer und Gelehrte müssen sich neu orientieren, dies wird erlebbar herausgearbeitet.

Die geheimnisvolle Asta Maris lässt Karsch all seine Vorsätze hinterfragen und ihn für eine kurze Zeit frei von Zwängen an die Zukunft denken.
Doch am Ende bleibt Karsch für mich eine tragische Figur, die zeitlebens keinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat.

Meine positive Bewertung liegt an der wundervoll eingesetzten Sprache, die über die Handlung gesiegt hat. Es ist schwer zu beschreiben, was den Reiz des Buches ausmacht, man muss es erleben.

Montag, 17. Oktober 2016

Federflüstern von Holly-Jane Rahlens






    Erscheinungsdatum: 21.09.2016
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN: 9783499217456
    Fester Einband: 352 Seiten

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 
 Bevor Oliver, Iris und Rosa sich versehen, reisen sie versehentlich zusammen mit Lucia ins Jahr 1891. Gut, dass Lucia eine erfahrene Zeitreisende aus dem 23. Jahrhundert ist und den Kindern hilft, im Berlin des 19. Jahrhunderts nicht aufzufallen. Der Schreck ist groß als sie erfahren, dass sie womöglich keine Chance zur Rückkehr in die Gegenwart haben. Der berühmte Schriftsteller Mark Twain, der gerade in Berlin wohnt, soll ihnen helfen. Er ist wohl der einzige Mensch, der ihre abenteuerliche Geschichte glauben wird.


Holly-Jane Rahlens hat mit Federflüstern den zweiten Band der Zeitreiseabenteuer geschrieben. Auch wer den ersten Teil "Blätterrauschen" nicht kennt, ist schnell mit den Charakteren vertraut. Das Cover passt perfekt zum ersten Band und hat dadurch einen hohen Wiedererkennungswert. Hilfreich ist eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse, auf die auf der ersten Seite sehr sympathisch von Rosa im Jahr 2040 hingewiesen wird. Der Schreibstil ist leicht, humvorvoll, verständlich und fesselnd. Das empfohlene Lesealter ab 11 Jahren entspricht dem Inhalt. Viele liebevolle Details und Augenzwinker-Momente lassen dieses Buch auch für Erwachsene zu einem besonderen Erlebnis werden.

Die Kombination von Menschen aus der Zukunft, die Zeitreisen als alltägliches Schulfach erleben und den überraschten Kindern, die plötzlich in der Vergangenheit landen, ist sehr gelungen. Lucia erscheint tough, sehr selbstbewusst und sicher in ihrem Auftreten, zeigt aber auch kleine Schwächen und Ängste, die sie dadurch umso sympathischer erscheinen lassen. Die Charaktere Oliver, Iris und Rosa besitzen sehr viel Charme und wirken authentisch.

Der Spannungsbogen wird gleichmäßig hoch gehalten. Man fiebert mit den Kindern mit, bangt darum, ob sie es schaffen wieder in ihre Zeit zurückzugelangen und ist begeistert von den Berlin-Schilderungen im Jahr 1891. Dass sich die Autorin intensiv mit der Vergangenheit beschäftigt hat, ist der Geschichte anzumerken und verleiht ihr einen besonderen Flair. Die Figur Mark Twain ist besonders gelungen. Auch wenn die Autorin ihn für die Geschichte geformt hat, möchte man diese Romanfigur liebend gern selbst kennenlernen.

"Aber was nutzt einem das gesamte Wissen der Menschheit, wenn man das alles nicht versteht? Und was ist mit dem Herzen? Dort liegt doch der wahre Wert des Lebens. Ohne Herz ist Wissen nichts" ...
Interessant sind die Schilderungen wie die Menschen in der Zukunft leben. Leider beurteilen sie sich immer noch nach Herkunft und Gesellschaftsschicht. Krit und Lucia stehen für unterschiedliche Lebenseinstellungen. Sie zeigen aber auch, dass wenn man vom Schubladendenken abweicht, überraschende Übereinstimmungen finden kann.

Viele humorvolle Szenen lockern die Handlung auf. Ein Uhrmacher versucht Olivers vermeintliche Uhr (dessen Smartphone) zu öffnen und erschrickt sich fürchterlich als plötzlich ein Song von den Beatles läuft.

Ein wunderschönes Familienbuch, um für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen und auf Zeitreise zu gehen. Holly-Jane Rahlens garantiert absoluten Lesegenuss.
Unsere Familie ist schon sehr gespannt auf die Fortsetzung. 


Website der Autorin:  http://www.holly-jane-rahlens.com
 

Montag, 10. Oktober 2016

Die Finstersteins – Teil 1: Wehe, wer die Toten weckt von Kai Lüftner

http://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/die-finstersteins-teil-1-wehe-wer-die-toten-weckt-lueftner-kai-978-3-86231-885-8/

    Erscheinungsdatum: 23.09.2016
    Verlag: Der Audio Verlag
    ISBN: 9783862318858
    Audio: 3 CDs (3 h 41 min)

    Meine Bewertung: 0 von 5 Punkten 
   Neu an der Schule in Berlin-Köpenick hat es Fred nicht
   leicht, denn ausgerechnet der Miesling Aaron Bärbach mit
   seiner Bande hat es auf ihn abgesehen. Der einzige der zu
   ihm hält, ist der schrullige Außenseiter Franz Ferdinand,
   nicht gerade der Typ, den man sich als Freund aussuchen
   würde. Doch all das ist nichts gegen das Geheimnis, das
   Fred auf dem Waldfriedhof in der Gruft der Finstersteins
   entdeckt hat.


Das Hörbuch ist der Auftakt zu einer spannenden Kinderreihe. Locker, unterhaltsam und mit ei-nem Augenzwinkern in der Stimme wird die Geschichte vom Autor Kai Lüftner selbst gelesen. Empfohlen ist das Buch für Hörer ab 8 Jahren.

Mit viel Witz und Galgenhumor erzählt Fred seine eigentlich ausweglose Situation. Er ist neu in Berlin, wohnt zusammen mit seiner Mutter, der Friedhofswärterin, auf dem Waldfriedhof und wird von einer Schlägerbande (den Orks) terrorisiert. Sein Schicksal scheint besiegelt zu sein. Wäre da nicht die Gruft der Finstersteins auf dem Waldfriedhof, die ihn magisch anzuziehen scheint.

Gruselig und gleichzeitig schön wird die Atmosphäre auf dem Friedhof beschrieben. Man sieht die schimmernden Steinfiguren förmlich vor sich. Durch einen eher zufällig von Fred ausgespro-chenen Spruch, den er auf einem alten Pergament zusammen mit Franz Ferdinand entschlüs-selt hat, werden die Finstersteins samt Leistenkrokodil lebendig.

Chat-Gespräche zwischen Fred und Franz Ferdinand stören dagegen eher die Handlung. Außer immer neuen Nick-Namen für Fred, die ihn ärgern, erfährt der Hörer nicht viel.

Die Mischung aus Schulstress, Freundschaft und spannendem Abenteuer ist sehr gelungen und meine Kinder sind schon gespannt, wie es mit den Finstersteins weitergeht.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Wintertod von Thomas Nommensen




    Erscheinungsdatum: 21.09.2016
    Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
    ISBN: 9783499271984
    Flexibler Einband: 432 Seiten

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 
Sein erster Fall in der neuen Dienststelle in Berlin scheint ein vertuschter Suizid zu sein, doch Hauptkommissar Arne Larsen hat Zweifel. Trotz Verbot des Vorgesetzten ermittelt er weiter und stößt schnell auf Ungereimtheiten. Zusammen mit seiner Kollegin Mayla Aslan entdeckt er Spuren, die in eine Grundschule und in die DDR-Vergangenheit führen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn ein Kind wird vermisst.


Wintertod ist der 2. Band um Hauptkommissar Arne Larsen. Obwohl es für mich der erste Krimi mit dem Ermittler war, hatte ich nicht das Gefühl etwas zu vermissen. Der Krimi ist in sich geschlossen und verständlich. Thomas Nommensen hat einen fesselnden und sehr lebendigen Schreibstil. Man fühlt sich direkt an der Seite von Arne Larsen und kann seine Gefühle deutlich spüren.

Verschieden aufeinander zulaufende Erzählstränge erhöhen den Spannungsbogen. Gegenwart, Vergangenheit und Rückblicke sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Puzzlestein für Puzzlestein werden die Vorgänge immer mehr verfeinert und trotzdem kommt man einfach nicht auf die Lösung. Das führt dazu, dass man einfach immer weiterlesen möchte.

Die Beschreibungen der Handlungsorte sind sehr gelungen. Eine von Schülern gequälte Lehrerin kehrt an ihre Grundschule zurück und muss erkennen, dass sich nichts verändert hat. Die beklemmende Situation in der Lehrer voller Hilflosigkeit wegschauen und aufgeben statt zu helfen macht sehr nachdenklich. Noch intensiver werden die Schilderungen der Waldsiedlung während der DDR-Zeit. Hier lebt ein kleiner elitärer Kreis abgeschottet vom Rest der Bevölkerung. Geschützt vor fremden Blicken wächst hier ein Kind unter extremen Bedingungen auf. Fassungslos verfolgt man dessen Werdegang und ahnt, dass es Verbindungen zum aktuellen Fall geben muss.

Arne ist eigenwillig aber sympathisch. Obwohl er neu an der Dienststelle ist, setzt er sich gegen seinen Vorgesetzten durch, ignoriert die Kälte seiner neuen Kollegin und kämpft für seinen ersten Fall. Trotz der allgegenwärtig beklemmenden Düsternis macht das Lesen unheimlich Spaß. Intelligent und hochsensibel werden aktuelle Themen einbezogen und machen nachdenklich.

Dieser Krimi hat mir sehr gefallen und ich bin schon jetzt auf die Fortsetzung gespannt.






Mittwoch, 5. Oktober 2016

Das Geheimnis der Mittsommernacht von Christine Kabus




    Erscheinungsdatum: 09.09.2016
    Verlag: Bastei Lübbe
    ISBN: 9783404174034
    Flexibler Einband: 480 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 
Auf dem Weg in ein neues Leben begleitet 1895 Clara Ordal ihren Ehemann in dessen norwegische Heimatstadt Røros. Durch ein Unglück ist Clara in der fremden Stadt allein auf sich gestellt und stößt als Katholikin überall auf Ablehnung. Nur ihr kleiner 6-jähriger Sohn Paul gibt ihr den Halt weiterzumachen. In Røros lebt Sofie, die Tochter des Bergwerksbesitzers Ivar Svartstein. Sie leidet unter dem harten Regiment, das ihr Vater nach dem Tod der Mutter führt. Eine heimliche Liebe zu einem adeligen Deutschen scheint ihr Ausweg zu sein.

Die Bücher von Christine Kabus erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, lassen Figuren lebendig werden und Landschaften und Orte bildlich hervortreten. Auch hier im Norwegen des 19. Jahrhunderts hat man gleich das Gefühl die kleine Bergwerksstadt Røros wahrhaftig zu betreten. Durch detaillierte Beschreibungen, wie z. B. der Kleidung der Protagonisten, kann man sich ein Bild machen.

Zwei Frauenschicksale werden in aufeinander zulaufenden Handlungssträngen betrachtet. Clara Ordal muss fern ihrer deutschen Heimat in Norwegen fast mittellos als Witwe einen Neuanfang wagen. Trotz Sprachschwierigkeiten findet sie eine Anstellung und die fehlende Unterstützung der Familie ihres Mannes ersetzt ihre sympathische Vermieterin.
Sofie Svartstein wächst wohlhabend und behütet auf. Durch den Tod ihrer Mutter muss sie sich der Realität stellen. Vater und ältere Schwester geben die strengen gesellschaftlichen Regeln vor, wie das zukünftige Leben der jungen Frau aussehen soll. Sofie wehrt sich dagegen und hadert mit ihrem Schicksal.

Politische Hintergrundinformationen, technische Beschreibungen wie Druckmaschinen und Bergwerksarbeit werden als Einschübe in die Handlung eingeflochten, wollen aber nicht immer zum leichten Schreibstil passen. Besonders die immer wiederkehrende Erwähnung der Arbeiterbewegung, die sich gegen die Übermacht des Bergwerksbesitzers auflehnt und langsam an Gewicht gewinnt war, für mich nicht genug in die Handlung eingebunden. Der Charakter Per hätte besser herausgearbeitet werden müssen. Das Anliegen der Autorin war aber dennoch spürbar.

Trotz eines Geheimnisses, das die Familien Ordal und Svartstein umgibt, konnte mich die Handlung nicht fesseln. Schon recht früh hatte ich das Gefühl die Schicksale der beiden jungen Frauen zu kennen. Man ahnt, in welche Richtung Sofies Rebellion sie bringt und auch Claras Schicksal ist nicht überraschend, als ein gutaussehender Mann auf der Bildfläche erscheint.

Nebencharaktere wie die Samin Siru, die als Hirtin in den Wäldern lebt oder der alte Knecht, der Clara hilfreich auf dem Hof zur Seite steht, wirken weitaus sympathischer als die Hauptprotagonistinnen.

Auch wenn am Ende der Spannungsbogen deutlich steigt und das Geheimnis der Mittsommernacht überraschend gelüftet wird, konnte mich die Autorin diesmal nicht wie gewohnt begeistern.

Für Fans von historischen Liebesromanen sicherlich ein Lesegenuss, mir fehlte Tiefgang.