Dienstag, 11. Oktober 2022

Das neunte Gemälde von Andreas Storm


Ein mysteriöser Anrufer meldet sich im Jahr 2016 bei dem bekannten Kunstexperten Dr. Lennard Lomberg. Bevor die wagen Andeutungen über ein verschollenes Gemälde im Gespräch genauer erklärt werden können, wird Dupret kurze Zeit später ermordet aufgefunden. Trotz vorhandenem Alibi gerät Lomberg unter Verdacht und er muss sich der Kriminalrätin Sina Röhm gegenüber verantworten. Lombergs eigene Ermittlungen führen ihn in die Vergangenheit seines berühmten Vaters, der augenscheinlich in einen Beutekunst-Fall verwickelt war.   


Andreas Storm hat mit dem "Neunten Gemälde" den Auftakt zu einer Krimireihe geschrieben, in der er das Thema Kunst, Geschichte und Krimi miteinander verbunden hat. Seine Leidenschaft für Geschichtsdaten ist förmlich in jeder Zeile zu spüren. Bis ins kleineste Detail werden Szenen ausgearbeitet und Erklärungen für geschichtliche Hintergründe geliefert. Was ich anfänglich noch als interessanten Schreibstil empfunden habe, wirkte bei jeder weiteren Seite anstrengender. Die Konzentration auf den eigentlichen Kriminalfall fiel mir schwer, das Abschweifen in sehr kleine, für mich als unwichtig empfundene Details, lies keinen Lesefluss zu. Selbst als ich einige Kapitel im Nachhinein noch einmal gelesen habe, bin ich wieder über diese Punkte gestolpert.

Die Handlung wechselt zwischen drei Zeitsträngen und beginnt mit dem Jahr 2016 in Bonn. Die Vergangenheit handelt von Lombergs Vater, der 1943 in Paris stationiert war. Ein geschickt eingefädelter Kunstraub lässt das ganze Ausmaß erkennen, wie zu dieser Zeit mit dem Gut anderer gehandelt wurde. Ein Rückblick in das Jahr 1966 deckt auf, wie lange nach dem Krieg immer noch alte Drahtzieher Einfluss auf die politische Nachkriegszeit nahmen.

Viele Personen, die auftauchten und wieder verschwanden, deren Zusammenhang mit dem Fall nicht ersichtlich waren und trotzdem eine starke Gewichtung erhielten, sind mir nicht im Gedächtnis geblieben. So genau die Beschreibung der Kunst- und Geschichtsdaten war, so ungenau blieben die Charaktere. Mir fehlte die Lebendigkeit und die Leidenschaft, denn erlebt hatten die Protagonisten genug. Dramatische, unverarbeitbare Kriegserlebnisse, die dennoch wie eine Abhandlung von sachlichen Berichten zu lesen waren.

Am Ende flammt der Kriminalfall noch einmal auf und offenliegende Fäden werden wieder aufgenommen. Doch Spannung konnte für mich an dieser Stelle nicht mehr entstehen.

Ich hätte mir einen spürbaren Spannungsbogen gewünscht. Die interessanten Details am Rande hätten besser als Fußnote oder Anhang ihren Platz gefunden, denn die Recherchearbeit für diesen Roman ist zu spüren.

Ein Kriminalfall ist es für mich aber nicht geworden. Kunst und Geschichte dominieren und lassen der Figur Lomberg zu wenig Spielraum. Die Fortsetzung der Krimireihe werde ich nicht mehr verfolgen.


Von mir gibt es 3 von 5 Punkten

Buchinformationen
Erschienen: 18.08.2022
Verlag:  Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462003888
Flexibler Umschlag
Seiten: 416