Freitag, 22. Januar 2016

Süße österreichische Küche - Reloaded von Bernie Rieder

http://www.braumueller.at/shop/catalog/product_info.php?products_id=2388&osCsid=9v1kb04olhouhhb8m6g9cu54l6&navsection=2
    Erscheinungsdatum: 20.10.2015
    Verlag: Braumüller 
    ISBN: 9783991001690
    Fester Einband: 280 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 


Ein Backbuch quer durch die österreichische Süßspeisenküche mit überraschenden und altbewährten Rezepten erwartet den Leser. Die tolle Aufmachung mit vielen Bildern und kleinen Anekdoten des Autors Bernie Rieder unterhält schon beim Durchblättern und macht Lust aufs Ausprobieren. Lustig die verschiedenen Varianten der Vanillekipferl, die allesamt aus der Familie Rieder stammen. Dank einem Glossar der Zutatenbegriffe findet man sich in den österreichischen Zutatenlisten gut zurecht.


Meine Söhne haben gleich die Kokospralinen getestet und ganz allein die Kugeln hinbekommen. Die Verwandtschaft war begeistert und hat gleich eine Nachbestellung aufgegeben.

Alle bisherigen Rezepte haben uns sehr gefallen und natürlich auch gut geschmeckt. Auf unserer Wunschliste stehen die Eisknödel ganz oben. Wir werden uns aber sicherlich durchs Buch schmackulieren, bis alle Rezepte einmal durchprobiert sind.

Allzu kalorienbewusst sollte man jedoch nicht eingestellt sein, denn diese Süßspeisen schlagen ordentlich ins Gewicht.

Donnerstag, 21. Januar 2016

Die Tuchvilla von Anne Jacobs





    Erscheinungsdatum: 15.12.2014
    Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag 
    ISBN: 9783641144562
    ebook: 176 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 

In der Villa der Augsburger Fabrikantenfamilie Melzer scheint im Jahr 1913 lediglich der Erhalt des gesellschaftlichen Ansehens wichtig zu sein. Die älteste Tochter Elisabeth hofft auf einen Ehemann und das Nesthäkchen Katharina erträumt sich eine Karriere als Künstlerin. Stammhalter Paul studiert in München Jura, hat aber schon lange andere Pläne. Als die neue Küchenmagd Marie in die Tuchvilla kommt, verändet sich nicht nur der Dienstbotenalltag, sondern auch das Leben der Familie Melzer.


Anne Jacobs entführt den Leser in das gehobene Augsburger Gesellschaftsleben im Jahr 1913 mit all seinen Glanz und Schattenseiten. Der Schreibstil ist flüssig und trotz der historischen Handlung wirkt der Roman nicht angestaubt. Anhand der Tuchfabrikantenfamilie Melzer nimmt man Anteil an belanglosen wie schwerwiegenden Vorgängen. So gibt es für alle Gesellschaftsschichten scheinbar unüberwindbare Regeln, die nicht nur kleidermäßig einschneiden wie ein Korsett. Besonders die Charaktere der Töchter des Hauses und deren Leben werden detailliert skizziert.

Durch das Waisenmädchen Marie, das als neue Küchenmagd auf Drängen der Hausherrin eingestellt wird, lernt man den Dienstbotenalltag kennen. Sie trifft auf eine verschworene kleine Gemeinschaft bestehend aus Köchin, Hausdame, Kammerzofe, Diener und Stubenmädchen, in der sie sich beweisen muss. Denn auch hier gelten Regeln, die nicht überschritten werden dürfen.

"Wie gut konnte sie sich an ihren ersten Tag in der Tuchvilla erinnern. Fremd war ihr damals alles gewesen, der weite Park, der verwinkelte große Ziegelbau der Villa. Vor allem aber die Menschen, mit denen sie dort zusammentraf. Die Angestellten, die in einer festgefügten Ordnung lebten, und die Herrschaft, vor der sie einen Heidenrespekt gehabt hatte."


Man ahnt, dass ein Geheimnis auf Maries Vergangenheit lastet. Ihr eigenwilliger Stursinn und ihr selbstbewusstes Auftreten wollen einfach nicht zu einer Küchenmagd passen. Viele Andeutungen lassen den Leser rätseln, was es mit Maries Familie auf sich haben mag. Ihr schneller Aufstieg zur Kammerzofe der jungen Katharina läßt nicht nur bei den Dienstboten Neider auf den Plan treten.

Der geregelte Alltag endet abrupt, als Katharina heimlich die Villa verläßt. Hier endet auch der etwas langatmige ausführliche Schreibstil, der nun in ein spannenderes Tempo wechselt. Die Ereignisse überschlagen sich und führen zu unüberlegten Handlungen verschiedener Protagonisten, die am Ende Maries Geheimnis offenbaren.

Besonders gefallen hat mir der Einblick in das Leben der Fabrikantenfamilie Melzer. Man bekommt ein Gefühl für die vielschichtigen Zwänge, die sowohl von der Gesellschaft wie auch in der Familie bestehen. Der Blick hinter die Kulissen zeigt, wie eng Dienstboten mit dem Leben der Herrschaften verbunden waren. Lediglich die etwas gestelzte Liebesgeschichte hätte es für meinen Geschmack nicht zwingend geben müssen.




Hier geht es zur Seite der Autorin: www.anne-jacobs.net  

Dienstag, 19. Januar 2016

Auf die andere Art von Phoebe Ann Miller

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    Erscheinungsdatum: 27.07.2015
    Verlag: Amrum Verlag
    ISBN: 9783958690820
    ebook: 400 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 

Wie oft darf man lieben? Charlotte ist glücklich verheiratet, fühlt sich wohl im Job und hat tolle Freunde. Dominic Webster, ihr neuer Chef, ist beunruhigend charmant und aufmerksam. Aus einer anfänglichen Freundschaft entstehen neue Gefühle, die Charlotte anfänglich nicht einordnen kann. Sie liebt doch ihren Mann Jason, da ist für jemand anderen kein Platz, oder etwa doch?


Phoebe Ann Miller Phoebe Ann Miller hat einen leichten und lockeren Schreibstil. Mit ihrem Debüt hat sie einen ungewöhnlichen Liebesroman mit einer Anwaltsstory kombiniert. Hauptprotagonistin Charlotte liebt das Leben und fühlt sich rund um wohl in ihrer aktuellen Situation. Ihr Mann Jason ist ein erfolgreicher Bestsellerautor, sie besitzen ein wundervolles Haus am See, haben keine finanziellen Nöte und ihr Beruf füllt sie völlig aus. Ihr Gefühlsleben gerät aber völlig aus der Bahn, als ihr neuer Chef Dominic sie nicht nur freundschaftlich anzieht. Als zweiter Handlungsstrang wird die Arbeit von Dominic und Charlotte beschrieben. Sie arbeiten in einer Anwaltskanzlei, die sich auf hoffnungslose Fälle spezialisiert hat. Ein junger Mann wird angeklagt, seine verschwundene Freundin ermordet zu haben. Der Indizienprozess rückt näher und immer noch gibt es keine Hinweise, wo sich das Mädchen aufhalten könnte.

Man hatte manchmal das Gefühl, dass sich die Autorin nicht entscheiden konnte, ob der Mordprozess oder die Beziehungsproblematik im Vordergrund stehen sollte.

Die Darstellung der Geschichte bleibt sehr an der Oberfläche. Charlottes Zerrissenheit hätte intensiver beschrieben werden können. Die Entscheidung, wie eine Beziehung zu führen ist und die damit verbundene Problematik, ist zu einfach gelöst. Was denken und fühlen die Männer. Bis auf wenige Sätze wird weder von Eifersucht noch Ängsten gesprochen. Alles läuft viel zu glatt und Charlotte steht zu sehr im Mittelpunkt.

Die Reaktion der Mitmenschen hätte viel mehr Raum einnehmen können. Zwei Briefe, schiefe Blicke, für einen kleinen Ort sicherlich viel zu wenig Reaktion.

Das durchaus spannende Thema wird hier leider viel zu geschönt behandelt. Emotionen, Reaktionen und Probleme nur am Rande erwähnt. So bleibt es ein lockerer Frauenroman für einen gemütlichen Nachmittag. 

Samstag, 16. Januar 2016

Kalter Zorn von Ilja Albrecht




    Erscheinungsdatum: 16.11.2015
    Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag 
    ISBN: 9783734100734
    Flexibler Einband: 320 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Ein skrupelloser Serientäter schlägt im beschaulichen westfälischen Xanten zu. Opfer ist eine junge amerikanische Austauschschülerin, die äußerst brutal und zielgerichtet gefoltert wurde. Schnell wird dem Fallanalytiker Kiran Mendelsohn klar, dass auch in den USA zwei junge Mädchen Opfer dieses Täters wurden. Zusammen mit dem FBI laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, doch ein weiterer Mord in Deutschland kann nicht verhindert werden. Der Täter muss aus der Reserve gelockt werden, bevor eine weitere Tat geschieht.


Ilja Albrecht hat nach "Sibirischer Wind" einen weiteren Thriller mit dem Psychologen Kiran Mendelson geschrieben. Die beiden Büchern lassen sich aber unabhängig voneinander lesen und sind in sich geschlossen. Der Schreibstil ist eher nüchtern, betrachtend. Der Autor verzichtet dankenswerter Weise auf reißerische und allzu brutale Szenen. Dennoch kann man sich ein sehr gutes Bild vom Täter und seinen Opfern machen. Der Täter scheint es nur auf eine bestimmte Art von jungen Frauen abgesehen zu haben. Er lauert, beobachtet und plant gezielt die Morde. Nichts scheint unüberlegt zu geschehen. Als Leser bleibt man bis zur letzten Seite völlig im Unklaren darüber, wer wohl dieser Täter sein mag. Auch die Ermittler tappen völlig im Dunkeln und auch der sonst so treffsichere Fallanalytiker kann sich kein klares Täterbild machen. Durch den ersten Mord wird der Spannungsbogen gleich hoch angesetzt und wird während der Falllösung gehalten.

Der Fokus liegt auf den Ermittlungen. Die Vorgehensweise des Teams wird detailliert beschrieben. Der Hauptaugenmerk wird dabei auf Kiran Mendelsohn gelegt. Als Kiran wegen der laufenden Ermittlungen in die USA reisen muss, wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Hier trifft er auf ehemalige Ausbilder und Kollegen. Während seiner Ausbildung in Quantico musste er einen aus der Kontrolle geratenen Kollegen erschießen. Die Reise wird für ihn eine Art Selbstfindung als er in einem Indianerreservat an einer reinigenden Zeremonie teilnimmt. Leider war für mich dieser Teil nur schwer mit der eigentlichen Handlung zu verbinden. Die Schilderung war mir zu lang und heroisch.

"Wenn du jetzt rausgehst und handelst, dann akzeptiere, was du tust und warum du es tust. Hinterfrage nicht, fühle und verstehe."
Der Thriller beleuchtet gesellschaftskritisch die vermeintlich heile Welt der erfolgreichen, schönen und sorglosen Jugend. Es werden dunkle Seiten beleuchtet und Unglaubliches hervorgebracht. Dabei bekommt man aber schnell den Eindruck, dass wirklich niemand so zu sein scheint, wie er vorgibt. Das alles in dieser neuen schönen Welt nur Lug und Trug ist.

Mich hat der Thriller bis auf die genannten Punkte überzeugen können. Die Suche nach dem Täter war bis zur letzten Seite spannend und konnte am Ende überraschen. Auf einen weiteren Fall für Kiran Mendelson darf man gespannt sein.

Autorenseite:


Veilchens Feuer von Joe Fischler

 http://www.haymonverlag.at/page.cfm?vpath=buchdetails&titnr=7832

    Erscheinungsdatum: 09.12.2015
    Verlag: Haymon Verlag
    ISBN: 9783709978320
    Flexibler Einband: 264 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 

Ein Abschiedskonzert des Altrockers Wolf Rock in Innsbruck wird zum neuen Fall für Valerie "Veilchen" Mauser. Der Musiker wird massiv bedroht und fürchtet um seine Sicherheit. Die Kriminalbeamtin ermittelt zusammen mit ihrem Exkollegen Manfred Stolwerk, um Licht in die Vergangenheit des Musikers zu bringen. Doch nicht alle sind begeistert alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Das Bergiselstadion entwickelt sich zum Höllenschlund, in dem es mächtig zu brodeln beginnt.


Joe Fischler Joe Fischler setzt mit "Veilchens Feuer" die Reihe um die Ermittlerin Valerie Mauser erfolgreich fort. Der schnelle temporeiche und humorvolle Schreibstil passt zu der quirligen ungewöhnlichen Erscheinung der Ermittlerin. Im Anhang befindet sich ein Steckbrief, der die Blondine mit der auffälligen Afrofrisur skizziert. Valerie muss man einfach mögen. Unkonventionell, spontan und nicht immer mit dem richtigen Timing ermittelt sie auf ihre eigene spezielle Art.

Der Regionalkrimi lässt den Leser in das Innsbrucker Alpenstadt-Flair eintauchen, enthält aber auch wieder kleine versteckte Seitenhiebe, wie der Hinweis auf das ehemalige Olympische Dorf, politische Einflussnahme und Massensteuerung durch Internetmedien.

Altstar Wolf Rock will am Ende seiner Karriere in seinem Heimatort ein letztes großes Konzert ausgerechnet im Bergiselstadion geben. Doch irgend jemand will Rache für ein Vergehen, dass in den 70er-Jahren begangen wurde. Der Musiker ist bei den Ermittlungen keine Hilfe und sein Manager tut alles, um Valerie Steine in den Weg zu legen. Glaubhaft wird das Musikbusiness mit all seinen Glanz und Schattenseiten dargestellt.

Alle Figuren werden sehr detailliert und mit viel Charme beschrieben. Ob es Valeries Kollege Geyer ist, der durch die Freundschaft zum Musiker plötzlich eine optische Wandlung volllzieht oder Exkollege Stolwerk, der nicht nur den richtigen Riecher für Indizien hat, sondern auch um Valeries Wohlergehen besorgt ist. Alle wirken lebensecht und sympathisch, machen den Krimi zum Lesevergnügen.

Besonders gelungen sind Rückblicke eines jungen Mädchens, die in kurzen Abschnitten eingeschoben werden. Sie erhofft sich durch Wolf Rock ein neues Leben, die Flucht aus dem sozialen Milieu und wird bitter enttäuscht. Gespannt verfolgt man, was mit ihr geschah und versucht die Lösung des Falls zu finden.

Das dramtische Finale gleicht einem Actionfilm und Veilchen riskiert mal wieder Leib und Leben. Ihre "latente Lebensmüdigkeit" ist wieder sehr auffällig. Bis zum Ende rätselt man, wer der geheimnisvolle Bedroher sein soll und wird überrascht.

Die letzten Sätze versprechen eine interessante Fortsetzung, die sich mit Valeries Vergangenheit auseinandersetzt. Ich bin jetzt schon auf den Folgeband mit Valerie und Stolwerk gespannt.
 
Autorenseite: www.joefischler.com


Freitag, 15. Januar 2016

Entführung mit Jagdleopard von Kirsten Boie

http://www.oetinger.de/buecher/kinderbuecher/details/titel/3-7891-2023-5/19330/3156/Autor/Kirsten/Boie/Entf%FChrung_mit_Jagdleopard.html
    Erscheinungsdatum: 15.10.2015
    Verlag: Oetinger
    ISBN: 9783789120237
    Fester Einband: 320 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Die 10-jährige Jamie-Lee lebt zusammen mit ihrem älteren Bruder und ihrer Mutter in einem Sozialbau. Als die alkoholkranke Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist Jamie-Lee allein auf sich gestellt. Als sie beim Einkaufen auf Fee trifft, nimmt sie diese spontan bei sich auf. Nicht ahnend, dass diese ausgerissen ist und aufgrund ihres reichen Vaters als vermeintlich entführt gilt. Als Jamie-Lee aus Tierliebe auch noch Herrn Wildeck mit seinem altersschwachen Jagdleoparden mit in die Wohnung bringt, nimmt das Chaos seinen Lauf.


Kirsten Boie hat sich an ein schwieriges Thema für ein Kinderbuch gewagt. Der Schreibstil ist lebendig, verständlich und auch für allein lesende Kinder gut geeignet. Die Kapitel werden durch gelungene Illustrationen von Susann Opel-Götz begleitet. Wer bei einem Kinderbuch an heile Welt, umsorgte Kinder und HappyEnd denkt, wird hier ein völlig neuartiges Kinderbuch-Genre kennenlernen.

Gesellschaftskritisch und schonungslos offen zeigt die Autorin die Welt von Jamie-Lee. Ihre Mutter liegt den lieben langen Tag alkoholisiert auf dem Sofa. Niemand kümmert sich um das Mädchen, interessiert sich für ihre Sorgen. Doch durch Jamie-Lees positive und natürliche Ausstrahlung bekommt diese triste Welt Glanz. Obwohl sie wenig hat, nimmt sie spontan Fee und den Obdachlosen Herrn Wildeck samt Jagdleopard bei sich auf. Spannend und voller Witz versucht die kleine Chaostruppe aus ihrer heillosen Lage herauszukommen. Dabei geht es nicht immer legal zu, wird aber am Ende erklärend und verständlich gelöst.

Tabuthemen wie Armut, Obdachlosigkeit, Alkoholismus werden kindgerecht aufgearbeitet und bieten die Möglichkeit, sich unkompliziert damit auseinanderzusetzen. So wird z.B. gezeigt, dass es leider nicht immer selbstverständlich ist, genug zu essen zu haben und dass unsere Gesellschaft lieber Lebensmittel entsorgt als an Notdürftige abzugeben.

Einziger Kritikpunkt ist für mich die teilweise sehr lockere Sprache der agierenden Kinder und die vielen ausgeschriebenen Schimpfwörter. Es hätte auch gereicht, zu schreiben, dass Sohn und Mutter sich anschreien und beleidigen.

Nach anfänglicher Sorge, meinen Sohn (11 Jahre) allein lesen zu lassen, habe ich mich auf diesen Versuch eingelassen. Tatsächlich mochte er die erwähnten Schimpfwörter auch nicht, war aber von der Geschichte an sich sehr angetan. Besonders das Schicksal des Jagdleoparden, der als altersschwaches und kostenintensives Zirkustier getötet werden sollte, hat ihn bewegt. Ein ähnlicher Fall um einen Schimpansen war gerade in der Presse.
Wir haben noch lange nach dem Lesen immer wieder Gesprächsstoff gefunden und konnten an die behandelten Themen anknüpfen.  

Donnerstag, 14. Januar 2016

Der Duft der Träume von Care Santos




    Erscheinungsdatum: 12.11.2015
    Verlag: Bastei Lübbe 
    ISBN: 9783404172887
    Flexibler Einband: 480 Seiten

    Meine Bewertung: 3 von 5 Punkten 

Eine Reise durch Barcelonas Schokoladenwelt, über Jahrhunderte hinweg. Drei ganz unterschiedliche Frauen, die eines verbindet: Eine kleine Schokoladenkanne, die zufällig von Hand zu Hand gewandert ist.


Care Santos In Barcelonas Gegenwart begegnet der Leser Sara. Die Inhaberin einer gutgehenden Confiserie führt die Familientradition erfolgreich fort. Der Schreibstil der Autorin ist hier emotional und überraschend. Saras Ehe ist geprägt von Gleichklang und Harmonie, in die sich langsam Gewohnheit schleicht. Als ein langjähriger Freund der Familie nach Jahren wieder auftaucht, scheint das Gerüst aus Lügen, Schein und Trug zu brechen, nimmt dann aber eine überraschende Wendung. 
"Er begriff einfach nicht, dass Worte, einmal ausgesprochen, oft unüberwindbare als Mauern und verletzender als Messerstiche sein können."
Im 19. Jahrhundert ist das Dienstmädchen Aurora Hauptfigur der Handlung. Der Schreibstil ändert sich zur Erzählform. Ein Unbekannter spricht mit Aurora über ihre Vergangenheit. Aus mittellosen Verhältnissen wird Aurora in einer wohlhabenden Familie als Unterhalterin der gleichaltrigen Tochter aufgenommen. Als diese heiratet muss Aurora den Arbeitgeber wechseln und lernt ihren zukünftigen Mann kennen und schätzen. Durch ihn wird nicht nur Aurora sondern auch der Leser in die Welt der Oper eingeführt.

Mariana schließlich versucht im 18. Jahrhundert als Witwe eines erfolgreichen Schokoladenconfiseurs die Produktion weiterzuführen. Der Schreibstil ändert sich zu einer Art komödiantischen Theaterstück. Diesmal ist Victor Philibert Guillot Berichterstatter. Eine französische Delegation versucht an die neuartige Schokoladenmaschine der schönen Witwe zu gelangen. Engländer, Franzosen und einheimische Confiseurs versuchen die Gunst der Witwe zu gewinnen.

"Sollten Sie mich jemals nach der Farbe der Stunden fragen, die mein Dasein als menschliche Wurst währte, so gäbe es nur eine Antwort: Sie waren schwarz, und zwar pechschwarz."
Obwohl Barcelona ein wichtiges Hauptthema dieses Buches ist, fehlt die Emotion, das Flair der Stadt. Man wird mit vielen Straßennamen und Plätzen konfrontiert, die aber nur Kennern etwas sagen dürften.

Am Ende schließt sich der Kreis. Man kennt alle Besitzer der Schokoladenkanne und kehrt zurück zu deren Entstehung.

Leider stehe ich immer noch ratlos vor dem Gesamtwerk. Mir fehlen Emotionen, Bilder und lebendige Figuren. Obwohl Schokolade das Hauptthema der Handlung ist, fehlt die dazugehörige Leidenschaft der Confiseurs, das Gefühl von Genuss und Kreativität. Der vermeintlich angedachte rote Faden, der als Schokoladenkanne den Weg über die verschiedenen Abschnitte sucht, verliert sich zu sehr, um in Erinnerung zu bleiben.




Montag, 11. Januar 2016

Mit jedem neuen Tag von Marc Levy





    Erscheinungsdatum: 25.05.2015
    Verlag: Blanvalet 
    ISBN: 9783641158323
    ebook: 368 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Der erfolgreiche Enthüllungsjournalist Andrew Stilman steht kurz vor der Veröffentlichung eines brisanten Artikels über Gräueltaten in Argentinien. Beruflich könnte es gerade nicht besser für ihn laufen und privat hält er um die Hand seiner wiedergewonnenen Jugendliebe an. Perfektes Glück, wäre da nicht der Abend des Junggesellenabschieds, an dem er eine wundervolle Frau kennenlernt, zu der er sich hingezogen fühlt. Trotz allem heiratet er und gesteht erst dann seiner Frau die Zweifel. Am nächsten Morgen wird er beim Joggen hinterrücks erstochen und wacht zwei Monate vor der Tat wieder auf. Eine Chance das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, den Mörder zu finden und für seine Liebe zu kämpfen.


Marc Levy hat einen ungewöhnlich fesselnden Schreibstil, der facettenreich und tiefgründig den Enthüllungsjournalismus beleuchtet. Andrew Stilman steht Pate für Journalisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Missstände aufzudecken.

Seine Recherchen führten zu einem unglaublichen Skandal in China: Gestohlene Kinder wurden als vermeintliche Waisen an amerikanische Eltern vermittelt. Doch wie so oft, hat die Medaille zwei Seiten. Die ahnungslosen Adoptiveltern erfahren aus einem Zeitungsartikel, dass ihre Kinder den leiblichen Eltern geraubt wurden und werden damit in eine unvorstellbar grausame Situation versetzt. Grund genug, ihn dafür zu töten?

Zusammen mit Andrew begibt sich der Leser auf die Suche nach dem Mörder und dessen Motiv. Die letzten 60 Tage durchlebt er ein zweites Mal und doch verschieben sich Kleinigkeiten. Eine Auseinandersetzung mit einem neidischen Kollegen findet früher und intensiver statt. Auch die Reise nach Argentinien wird zu einem gefährlicherem Unterfangen mit überraschenden Details. Reichen die Fäden der ehemaligen Militärfunktionäre bis nach New York?

Andrew läuft die Zeit davon und obwohl er Unterstützung durch einen ehemaligen Polizisten bekommt, nimmt die Zahl der mutmaßlichen Täter zu. Intensiv erlebt man als Leser den innerlichen Kampf, den Andrew durchleidet. Sich dem Tod ein zweites Mal stellen zu müssen, die geliebte Frau zu verlieren und einen Artikel nicht abschließen zu können raubt ihm die Kraft.

Eine Story, die einen Toten zurück ins Leben holt, um das Schicksal zu verändern ist schon gewagt. Trotzdem lässt man sich durch die spannende Handlung auf das Abenteuer ein. Das Ende ist deshalb um so überraschender und unvorhersehbar, offen für eigene Interpretationen. 


hier geht es zur offiziellen Autorenseite:




 

Sonntag, 10. Januar 2016

Racheherbst von Andreas Gruber




    Erscheinungsdatum: 14.09.2015
    Verlag: Goldmann Verlag 
    ISBN: 9783442482412
    Flexibler Einband: 512 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 

Die Leiche einer jungen Prostituierten wird unter einer Leipziger Brücke gefunden. Trotz ihrer grausamen Folterung scheint das LKA kein großes Interesse an der Aufklärung des Falles zu haben. Ganz anders sieht dies der im Krimaldauerdienst beschäftigte Walter Pulaski, als er die Mutter der Toten kennenlernt. Gemeinsam begeben sie sich auf private Ermittlungstour um einem offensichtlichen Serienmörder das Handwerk zu legen. Die Spur führt sie von Tschechien über Deutschland nach Österreich, wo Anwältin Evelyn Meyers als Strafverteidigerin einen selbstgefälligen Arzt wegen eines Frauenmordes vertreten soll.


Andreas Gruber hat mit "Racheherbst" den zweiten Fall für Walter Pulaski und Evelyn Meyers entworfen. Im Klappentext werden die beiden Ermittler kurz vorgestellt, so dass man gleich ein Bild vor Augen hat. Sein Schreibstil fesselt von der ersten Seite und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Besonders die lebendige Beschreibung der agierenden Personen macht den Reiz der Geschichte aus.

Mikaela, die resolute Mutter der Leipziger Toten macht es Pulaski nicht leicht. Immer ist sie einen Schritt voraus und begibt sich dabei ständig in Lebensgefahr. Man fühlt ihre Angst und Verzweiflung um die verschwundene zweite Tochter. Sie hat nur ein Ziel, die Tochter zu retten und den Mord an Nathalie aufzuklären ohne Rücksicht auf eigene Konsequenzen.

Zwei Handlungsstränge, die sich mit der gleichen Mordserie auf unterschiedlichen Wegen nähern, steigern die Spannung bis zum dramatischen Finale. Der skrupellose Mörder mit unheimlich phosphorisierenden Skorpiontätowierungen ist faszinierend und geradezu überheblich in seiner Art. Als Leser meint man, ihn enttarnt zu haben, nur um am Ende völlig überrascht die letzten Seiten zu lesen.

Dieser Thriller fesselt, begeistert und steckt voller Überraschungen. Lediglich das allzu dramatische Ende war mir etwas zu actionreich und überladen geschildert, schmälert das Gesamterlebnis aber in keiner Weise.

Fazit: Unbedingt lesen! 




hier geht es zur Autorenseite:



Samstag, 9. Januar 2016

Sehnsucht auf blauem Papier von Julia Fischer

http://www.droemer-knaur.de/buch/7950892/sehnsucht-auf-blauem-papier
    Erscheinungsdatum: 01.10.2014
    Verlag: audio media verlag 
    ISBN: 9783868048483
    Hörbuch: 5 CDs, 357 Min.

    Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 

Wenn die Allgemeinmedizin versagt, hat die lebensfrohe Milli Gruber mit alternativen Methoden ihren Einsatz. Doch als ihre heimliche Liebe Paul vom Tod seiner Frau erschüttert wird, kann auch sie ihm nicht helfen. Mit täglichen Briefen zeigt sie ihm, dass sie für ihn da ist, wann immer er sie brauchen sollte. Millis Geduld wird auf eine harte Probe gestellt und erst als sie schon fast die Hoffnung aufgeben will, bekommt sie von Paul Antwort. 

Julia Fischer liest als Autorin ihr Buch einfühlsam und mit viel Ausstrahlung. Man merkt, wie wichtig der Autorin die Figuren und deren Umfeld sind. Selbst die kleinsten Details werden liebevoll herausgearbeitet. So wird das alte Haus, in dem Milli lebt, fast zu einem Lebewesen, das gehegt und gepflegt werden will. Die Hauptfigur Milli wirkt sympathisch, lebenslustig und sehr lebendig. Man fühlt sich schnell verbunden mit der resoluten Frau. Obwohl sie so taff wirkt, ist ihr Liebesleben fast nicht vorhanden. Ihre Liebe gilt dem befreundeten Arzt Paul, der aber verheiratet ist. Heimlich liebt sie ihn im Stillen über viele Jahre.

Nach dem Tod seiner Frau ist Pauls Trauer und Einsamkeit deutlich spürbar. Wie er vor dem Grab steht - man möchte ihn in die Arme schließen. Ihm bleibt nur sein demenzkranker Vater, der ihm nie ein liebevoller Vater war. Doch Pauls Schmerz und die Krankheit des Vaters ebnen den beiden einen neuen Weg sich zu nähern. Alte Regeln gelten nicht mehr, versperren ihnen nicht mehr die Sicht. Der Tod von Heinrich, Pauls Vater ist wunderschön beschrieben. Man wünscht sich einen Tod, bei dem die Lieben auf der anderen Seite warten und einen herzlich wieder im Kreis aufnehmen.

Der Tod mit all seinen Facetten spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle, denn er gehört zum Leben dazu. Jeder Tod reißt eine große Wunde. Erinnerungen aber bleiben als gute Gefährten. Besonders schön beschrieben als Milli am Geburtstag ihres Vaters, seinen Pfeifentabakgeruch durchs Haus ziehen fühlt.

Nicht nur Paul und Milli, sondern auch die Nebenfiguren wirken auf den Leser. Marie, liebevoll von Milli Rehlein genannt, findet bei ihr Unterschlupf und Freundschaft, wenn die eigene Mutter nicht genug Zeit für sie findet. Markus, der eigentlich nur Millis Haus renovieren soll, aber gleich sein Herz bei ihr verliert und natürlich Millis beste Freundin Fanny, mit dem Herzen am richtigen Fleck. Der eigentlich eine größere Rolle im Buch geschenkt werden sollte.

Man leidet und hofft mit Milli und Paul, wünscht ihnen, dass sie sich endlich finden werden und doch bleibt am Ende alles offen. So schön und glaubhaft beschrieben, dass man sich damit nur wohlfühlen kann.

Fazit: Auch wenn mich das Hörbuch überzeugt und in seinen Bann gezogen hat, würde ich das Lesebuch vorziehen. Die Briefe die Milli schreibt, möchte man einfach vor Augen haben und darin blättern. Bei einem Hörbuch ist das Markieren und Zurückkehren schwierig.


Freitag, 8. Januar 2016

Sei mir ein Vater von Anne Gesthuysen




    Erscheinungsdatum: 12.11.2015
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch 
    ISBN: 9783462048322
    Fesnter Einband: 432 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 

In der Wohnung der Pariserin Lilie wurde versucht ein Gemälde ihrer Uurgroßtante und Malerin Georgette Agutte zu stehlen. Als sie das Bild vom Rahmen löst, fällt ihr ein Brief eines Mädchens an deren Vater in die Hände. Bevor sie das Rätsel um den Einbruch lösen kann, reist sie auf Bitten ihrer Freundin Hanna nach Xanten am Niederrhein, um noch einmal ihren ehemaligen Gastvater Hermann zu treffen, der unheilbar erkrankt ist. Da sie die detektivische Ader ihrer Ersatzfamilie kennt, steckt sie Bild und Brief kurzerhand mit ins Gepäck. Neugier und Abenteuerlust wecken Hermanns Lebenswillen und gemeinsam macht sich das Trio auf, das Geheimnis des Bildes zu lösen. Dabei tauchen sie in die künstlerische und politische Welt der Familie Sembat-Agutte zur Zeit der Belle Époque ein.

Anne Gesthuysen Anne Gesthuysen hat in ihrem Roman einen autobiografischen Bezug eingebracht und den Tod ihres Vaters sowie die innige Freundschaft zu einer französischen
Austauschschülerin verarbeitet. Die Verbindung von Lilie zu ihrer Urahnin und deren Spurensuche wird auf zwei verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen dargestellt.
Das Leben des Ehepaares Georgette Agutte und Marcel Sembat entführt den Leser nach Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts. Die Malerin und der Politiker unterhielten regen Kontakt zu Künstlern wie Pissarro, Signac und besonders zu Henri Matisse, den sie maßgeblich förderten.

Die Nähe der Autorin zur Gegenwartshandlung ist gleichzeitig ihr Schwachpunkt. Man merkt ihr zu sehr an, dass eine konstruierte Geschichte gefunden werden sollte. Das vermeintliche Geheimnis um ein Bild und deren Suche lassen keine Spannung aufkommen. Vielmehr geht es um eine letzte gemeinsame Reise des Vaters mit seinen Lieben. Dazu bleiben die Charaktere aber zu sehr an der Oberfläche. Lediglich Hermann mit seinem direkten, ehrlichen Charme wird gut herausgearbeitet.

Die Biografie des Ehepaares Sembat-Agutte liest sich deutlich interessanter. Im Mittelpunkt steht hier Georgette Agutte, die früh mit ihrer Kunstkarriere startet, aber schnell erkennt, dass sie nie die Qualität und Aussagekraft ihrer berühmten Künstlerfreunde erreichen wird. So ist es auch kaum verwunderlich, das Agutte kaum über die französischen Grenzen hinaus bekannt ist. Ihre bedingungslose Liebe gilt ihrem Mann Marcel, doch ihre geheimsten Gedanken teilt sie ihrem verstorbenen Vater in Briefen mit, der so für sie immer verbunden bleibt.  

"Sie hatte das Gefühl, wie ein Ornament aus der Fassade gefallen zu sein, und sie wusste, kein Stuckateur der Welt könnte sie wieder dort einfügen"
Die Leidenschaft und ihr Einsatz für die Kunst zeichnen diese ungewöhnliche Frau aus. Besonders die Begegnung mit Henri Matisse und die Fazination der Entstehung seiner Bilder weckt Interesse am Thema und mach Lust auf mehr Details.

Man liest zwei Romane, die außer dem verbindenden Bild und der Vaterfigur keine Berührungspunkte haben. Die Künstlerbiografie steht für mich klar im Vordergrund und hätte eine detailliertere Ausarbeitung verdient.


NDRtalkshow mit der Autorin: