Donnerstag, 28. Mai 2015

Eine perfekte Lüge von Lucie Whitehouse

www.audiomedia.de
    Erscheinungsdatum: 11.05.2015
    Verlag: audio media Verlag 
    ISBN: 9783868044263
    Audio CD: 6 CDs

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Nachdem Hannah für Mark nach London gezogen ist, scheint ihr Eheglück perfekt zu sein. Doch erste Zweifel kommen bei ihr auf, als Mark sich von einer Geschäftsreise verspätet und sich nicht meldet. Seine Entschuldigung klingt fadenscheinig und warum hat er einen Kredit aufgenommen und ihr Konto geleert? Hinter seinem Rücken beginnt sie Nachforschungen anzustellen und erfährt Ungeheuerliches. Mark kann sie beruhigen und hat für alles eine Erklärung, doch die Zweifel bleiben!

Lucie Whitehouse versteht es falsche Fährten zu legen und den Hörer in die Irre zu führen. Durch die Erzählstimme von Solveig Duda werden Hannahs Stimmungen perfekt eingefangen. Die verzweifelte Ehefrau, die sich auf ihren Mann freut, der aber nicht nach Hause kommt. Erste Zweifel an ihm und dann die panische Angst, dass das, was sie herausgefunden hat, der Wirklichkeit entsprechen könnte. Man ist hin- und hergerissen, soll man Hannah beistehen oder sieht sie Schatten, wo keine sind. Mark wirkt so souverän, scheint jede Situation im Griff zu haben, bis erste Risse sichtbar werden.

Der Spannungsbogen baut sich langsam auf, plätschert anfangs fast dahin bis zum dramatisch spannenden Ende.

Das Spiel zwischen Gut und Böse wird hier perfekt inszeniert. Es zeigt, wie schnell man sich von Oberflächlichkeiten beeinflussen läßt, sich vorschnell eine Meinung bildet. Man sollte nicht alles hinnehmen und auch offensichtlich Feststehendes öfter hinterfragen.

Ein toller Psychothriller, der durch die stimmungsgeladene Erzählstimme an Spannung gewinnt. 

Mittwoch, 27. Mai 2015

Wenn Ozeane weinen von Ben Bennett

http://www.mira-taschenbuch.de/programm-fruehjahrsommer-2015/liebe/wenn-ozeane-weinen/

    Erscheinungsdatum: 01.06.2015
    Verlag: Mira Taschenbuch 
    ISBN: 978-3-95649-180-1
    eBook: 304 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Ein gläsernes Haus am Pazifik wird für Amber Wood ein neues Zuhause, denn hier lebt die Familie Teagarden, die ihre Mutter als Haushälterin eingestellt hat. Taylor Teagarden fasziniert Amber sofort, der Junge hat etwas besonderes, liebenswertes. Bei einem Familien-Bootsausflug stürzt Nichtschwimmer Taylor ins Meer. Eine Meerjungfrau rettet ihm das Leben und geht ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Er ist davon besessen, sie wiederzusehen, doch als es geschieht, muss er um ihr Leben bangen. Zusammen mit Amber versucht er "Mandy" zu retten.

Ben Bennetthat eine poetische Liebesgeschichte, die 1975 in der Küstenstadt Monterey in Kalifornien beginnt und dort im Jahr 2014 endet, geschrieben. Eine intensive, prägende Rolle spielt das Meer in dieser Geschichte. Egal wohin es Amber Wood auf ihrer Reise führt, das Meer ist nicht weit. Amber ist es auch, die diese Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Ihre heimliche, aber um so stärkere Liebe zu Taylor prägt die Geschichte. Ein stiller sechsjähriger Junge, der ihr Herz gewinnt:  

     
"Taylor blickte durch dieselben unbeschreiblichen Augen in die Welt, die bereits seine
       Mutter zu einer engelsgleichen Erscheinung gemacht hatten. Sie ähnelten dem klaren,
       leuchtenden Blau des Pazifiks im Spätsommer, wenn die Morgennebel sich endgültig
       aufgelöst haben, die die eigentliche Färbung des Meeres in Kalifornien nicht selten bis
       tief ins Jahr hinein verhüllen..."

Dies ist keine brennende, vor Leidenschaft sprühende Romanze, sondern ein leises, gefühlvolles Empfinden. Die Freundschaft, die zwei Kinder verbindet, die gemeinsame Träume und Wünsche haben und der Zusammenhalt, wenn Gefahr droht. Sehr berührend beschreibt der Autor, wie Amber lernt, Taylor loszulassen. Sie versucht Abstand zu gewinnen, doch vergessen kann sie ihn nicht. Ihre Suche führt sie bis ans Ende der Welt.


      "Konnte man einen Sonnenstrahl einfangen, um ihn zu besitzen? Das Leuchten der
       Sterne vom Nachthimmel löschen wie das Licht aus einem Zimmer? Das Rauschen des
       Meeres aus den Wellen fischen? Den Duft einer Rose pflücken? Das Lächeln eines
       Kindes von seinen Lippen stehlen?"
 

Am Ende überrascht Amber mit einem völlig unerwarteten Geständnis, denn die Geschichte von Taylor Teagarden und Amber Wood birgt ein Geheimnis.

Dieses Buch ist genau richtig, um eine Auszeit aus dem Alltag zu nehmen und sich verzaubern zu lassen.

Dienstag, 19. Mai 2015

Die stille Kammer von Jenny Blackhurst

https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/thriller/die-stille-kammer/id_2844475

    Erscheinungsdatum: 15.05.2015
    Verlag: Bastei Lübbe 
    ISBN: 978-3-404-17219-1
    Flexibler Einband: 446 Seiten

    Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Mord am eigenen Kind. Nach vier Jahren wird Susan Webster aus der Psychatrie entlassen. Sie selbst hat keine Erinnerung an die Tat und erste Zweifel kommen auf, als sie ein Foto ihres Sohnes entdeckt, auf dem er als Kleinkind zu sehen ist. Sollte Dylan noch leben? Unverhofft kommt ihr der Journalist Nick Whitely zu Hilfe. Kann sie ihm trauen? Susan begibt sich auf Spurensuche, die sie in die Vergangenheit ihres Exmannes führt. Ein Verwirrspiel beginnt, bei dem niemand mehr vertrauenswürdig scheint.

Jenny Blackhurst hat einen spannenden, nervenaufreibenden Psycho-Thriller als Debüt geschrieben. Hauptprotagonistin Susan Webster weiß am Ende nicht mehr, ob sie ihr eigenes Baby wirklich erstickt hat, oder was an diesem schrecklichen Tag wirklich in ihrem Haus passiert ist. Gekonnt setzt die Autorin Akzente auf die emotionale Zerrissenheit von Susan. Als Leser schwankt man, ob die empfundene Sympathie für die angebliche Mörderin richtig oder falsch ist. Anhand von kleinen Hinweisen wird man selbst zum Ermittler und versucht die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden. Doch immer wieder wird man in eine Sackgasse geführt.  

     
"Ich habe das Gefühl, heute nicht nur meinen Vater zurückbekommen zu
       haben, sondern noch sehr viel mehr. Ich habe endlich wieder angefangen,
       mich zu erinnern, wie es war, Susan Webster zu sein." 

 
Verschiedene Identitäten verwirren anfangs, da man die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch die unterschiedlichen Namen nicht herstellen kann. Es macht aber auch den Reiz aus, denn man weiß, dass eine bestimmte Person Unrecht getan hat. Kann aber die Zuordnung zur Gegenwart durch die fehlende Identität nicht herstellen.

Rückblenden führen den Leser zu einer Gruppe Jugendlicher, die reich und überheblich ihr Leben genießen. Der Zusammenhang zu Susan bleibt erst einmal verborgen.

Perfekt inszenierte Fassaden verschiedener Charaktere fangen durch Details aus der Vergangenheit an zu bröckeln. Glücklicherweise hat jemand den Mut gehabt, Dinge zu hinterfragen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Am Ende wird die Vergangenheit zum Schlüssel für die Gegenwart. Doch ein HappyEnd darf man nicht erwarten.

Montag, 18. Mai 2015

[Lesung] 04. Juni 2015 Eric Berg in Celle

ERIC BERG

Am 04. Juni 2015 kommt  Eric Berg um 20 Uhr in die Buchhandlung Decius in Celle mit seinem Buch 'Küstengrab'. Ich freue mich schon darauf.

Mehr dazu bei der Buchhandlung Decius

Sonntag, 17. Mai 2015

Lausige Liebe von Linda Conrads und Alexandra Richter

http://www.droemer-knaur.de/buch/8169198/lausige-liebe

    Erscheinungsdatum: 02.03.2015
    Verlag: Knaur eBook 
    ISBN: 9783426433416
    ebook: 407 Seiten

    Meine Bewertung: 3 von 5 Punkten 

In einem Hotel in Ostfriesland wird der Frührentner Fokko Endjer ermordet aufgefunden. Kommissarin Marga Terbeek tappt im Dunkeln und muss sich auch noch um den Einbruch in einem Fischereibetrieb kümmern. Dabei kommt ihr ständig ihr Vater und Onkel Ali in die Quere. In Hamburg ermittelt Kalle Bärwolff mit seiner jungen Kollegin Yeshi in einem Fall über neugeborene Zwillinge, die tot in einer Babyklappe gefunden wurden. Kalle verliert dabei als alleinerziehender Vater seine Tochter Eliza aus den Augen. Auf St. Pauli wird diese festgenommen und es droht die Heimeinweisung.


Die beiden Autorinnen Linda Conrads und Alexandra Richter haben sich an einem neuen Format für einen Krimi versucht. So können die beiden Handlungssstränge völlig getrennt voneinander oder hintereinander weg gelesen werden. Ich habe mich für den Wechsel zwischen den Handlungsorten entschieden. So begleitet man einmal Marga Terbeek in Ostfriesland und zum anderen Kalle Bärwolff in Hamburg. Den Handlungssträngen kann man gut folgen. Lediglich Rückblicke in die Vergangenheit die in kursiver Schrift dargestellt werden, überfrachten die Handlung.

Der Schreibstil ist recht locker und umgangssprachlich gehalten. Teilweise hat mich die Sprache an Comicszenen erinnert.  

     
"In Kurts Rennwagen altere man langsamer, weil der so schnell fahren
      könne. Blablupp. Kalle hörte dem Gequassel seiner Mutter nur mit halbem

      Ohr zu. In die Bonzenkarre kriegten ihn sowieso keine zehn Pferde rein.
      Dann lieber wie ein Untoter aussehen"

So recht sympathisch konnte ich keinen der Protagonisten finden. Sowohl Marga, wie auch Kalle vernachlässigen ihr Privatleben und scheinen auch beruflich auf der Stelle zu treten. Man begegnet allen Ortes sehr speziellen Charakteren.

Interessant ist der Fall in Hamburg. Die Einrichtung von Babyklappen wirkt auf den ersten Blick positiv, zeigt aber auch, welche Probleme damit verbunden sind. Der Fall regt zum Nachdenken an und sensibilisiert den Leser.

Dieser Krimi zeigt, dass durch ebook-Technik neue Leseformen möglich sind. Die Idee finde ich reizvoll, hat mich aber bei dieser Story nicht völlig überzeugen können.

Dienstag, 12. Mai 2015

Jungfernfahrt von Ida Ding

http://www.rowohlt.de/buch/Ida_Ding_Jungfernfahrt.3168404.html
Erscheinungsdatum: 04.04.2015
Verlag: Rowohlt TB 
ISBN: 9783499269905
Flexibler Einband: 288 Seiten

Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 

Tief betrübt leidet Muck Halbritter unter der Trennung von seiner Frau Sopie. Tochter Emma findet derweil beim gemeinsamen Schwimmbadausflug im Possenhofner Schlosspark einen menschlichen Unterkiefer. Ein gefundenes Fressen für die Presse, könnte es doch ein uneheliches Habsburger Kind sein. Doch bevor der Fall so richtig Fahrt aufnimmt, gibt es schon das nächste Spektakel. Auf dem Starnberger See sinkt das gerade zur Jungfernfahrt aufgebrochene Prunkschiff und sämtliche Gäste gehen baden. Nur einer bleibt mit einer Schusswunde im Schädel zurück. Dank Mucks Gespür für alte Geschichten kommt er schneller als seine Frau, die Kommissarin, an Informationen.

Ida Ding hat einen liebenswert schrägen Humor, den sie mit einem Augenzwinkern einsetzt. Das nur vermeintlich ruhige Leben rund um den Starnberger See fängt sie mit viel Lokalkolorit ein. Die einzelnen Charaktere werden mit viel Liebe zum Detail (oder sollte ich bis zur letzten Nasenbehaarung sagen) beschrieben und zaubern ein Dauerschmunzeln ins Gesicht. Dank eines Bayerischen Glossars und einer Figurenliste im Anhang kann man der Handlung auch als Nordlicht gut folgen.

Trotz der turbulenten Vorfälle steht ganz klar Muck Halbritter von Beruf Schreiner und Bauer im Vordergrund. Seine direkte Art, verbunden mit Schusseligkeit und bedingungsloser Liebe seiner Frau gegenüber, macht ihn so liebenswert.
 
     
"Mein Handy ist nirgends, und die Badehose besitzt zum Glück
      keine Hosentasche. Abgesoffen ist das Sprechhörgerät also nicht,
      aber jetzt muss ich trotzdem jemanden Fremden drangsalieren,
      mich anzurufen, damit ich weiß, wo ich bin."
Herrlich schräg wird es, als französischer Verwandtschaftsbesuch auftaucht. Leider spricht der Muck die Sprache nicht, versucht sich mit Englisch zu retten und dann kommt schon mal so etwas dabei heraus:


      "Right, left, under. A little bit under, naa, over, I mean over, in
      d'Höh!"

Polizeiobermeister Wolfgang Järger oder kurz Wolfi ist sein Erzfeind. Wie schon im ersten Band geraten Muck und Wolfi ständig aneinander, was die Ermittlungen rund um alte Knochen und frische Schusswunden nicht leichter macht.

Da ich den ersten Band "Hendlmord" ein wenig besser fand, ziehe ich einen klitzekleinen, fast nicht sichtbaren, Punkt ab.

Wer gerne schmunzelt und leichte Krimis mag wird diesen Regionalkrimi lieben.


 

Donnerstag, 7. Mai 2015

Das Büro der einsamen Toten von Britta Bolt

http://www.hoffmann-und-campe.de/buch-info/das-buero-der-einsamen-toten-buch-7361/
Erscheinungsdatum: 11.03.2015
Verlag: Hoffmann und Campe 
ISBN: 9783455405286
Fester Einband: 384 Seiten

Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

In Amsterdam kümmert sich Pieter Posthumus um unbekannte Tote, damit sie ein würdiges Begräbnis erhalten. Anders als seinen Kollegen, liegt ihm aber die Persönlichkeit der Menschen am Herzen. Ein toter marokkanischer Emigrant, der in der Prinsengracht gefunden wurde, gibt Posthumus Rätsel auf. Durch seine Ermittlungen lernt er düstere, verwirrendere Seiten Amsterdams kennen und gerät selbst in Gefahr.


Das Autorenteam Britta Bolt(Britta Böhler und Rodney Bolt) hat mit "Das Büro der einsamen Toten" den Auftakt zu einer neuen ungewöhnlichen Krimireihe geschaffen. In der stimmig beschriebenen Metrole Amsterdam fühlt man sich sofort wohl. Durch die vielen kleinen Details kann man sich die Menschen und das quirlige Stadtleben gut vorstellen. Hier ermittelt kein taffer Kommissar, sondern ein einfacher Stadtangestellter aus dem "Büro der einsamen Toten". Obwohl Pieter Posthumus sich den Job nicht selbst ausgesucht hat, versucht er namenlosen Toten ein würdevolles Begräbnis zu geben. Mit viel Einfühlungsvermögen, Toleranz und Feingefühl widmet er sich den Hinterlassenschaften der Toten:  

     
"Der Teil von ihm, der die Lücken füllte und die Geschichten erzählte;
       der Bücherregale und Musiksammlungen begutachtete, sich Bilder an
       der Wand ansah und Kleiderschränke durchsuchte, der ein Leben, eine
       Persönlichkeit konstruierte, um einer fünfminütigen Zeremonie einen
       individuellen Anstrich zu geben, der tastete jetzt behutsam umher,
      erfühlte sich blind seinen Weg und sah noch nicht ganz, was es zu
      sehen gab."

 
Hier steht nicht der Fall an erster Stelle, sondern die Charaktere. Gekonnt werden Haupt- und Nebendarsteller skizziert und mit all ihren Facetten dargestellt. Man bekommt einen Einblick in kulturelle Lebensweisen der muslimischen Bevölkerung und ist fassungslos über politische Machtspiele.

Posthumus hat einen passenden Satz dazu:



     "Zumindest eine Sache ist mir bei dieser ganzen Geschichte klar
     geworden: dass wir alle in dieser Stadt in unseren kleinen Welten
     feststecken, und dass es viel Energie kostet, die Grenzen zu
     überwinden."

Anfänglich waren die Sprünge zwischen Posthumus Ermittlungen und dem Geschehen rund um die Amsterdamer Zelle durch die vielen Namen und den fehlenden Zusammenhang schwer nachvollziehbar. Im Laufe der Handlung werden aber immer mehr Fäden verknüpft, sodass sich ein langsam aufbauender schlüssiger Fall ergibt.

Mir hat dieser leise, eher undramtische Krimi mit seinen vielen Facetten aus politischer Aktualität, Medienmanipulation und divergierenden Interessen sehr gefallen. Auf den nächsten Fall von Pieter Posthumus darf man gespannt sein.