Dienstag, 30. Dezember 2014

Fehltritt mit Folgen von Daniela Alge

http://www.federfrei.at/fehltritt_mit_folgen.html

Erscheinungsdatum : 01.10.2014
Verlag :Verlag Federfrei 
ISBN:9783902784438
Flexibler Einband: 200 Seiten

Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten 

Künstler und Schwerenöter Sepp wird tot am Bizauer Berghang von einer Touristin gefunden. Schnell werden Gerüchte laut, die einen Mord nicht ausschließen können. Der in Bizau sesshafte Kommissar Waldinger muss nun Bekannte und Nachbarn verhören. Dabei tauchen immer mehr Tatverdächtige auf. Sepps Geschwister hätten beide Interesse an seiner Hütte mitten im Skigebiet und auch einige gehörnte Dorfbewohner hätten für eine solche Tat Grund genug. Sepps hartnäckige Aktivitäten zur Verhinderung des Skigebietausbaus sind auch so manchem Zukunftsvisionär ein Dorn im Auge gewesen. Mit ungewöhnlichen Mitteln und Einfühlungsvermögen beginnt Waldinger seine Ermittlungen, die durch einen weiteren Toten in Bizau noch erschwert werden.
 

Daniela Alge hat einen flüssigen Schreibstil, der das Flair der kleinen österreichischen Gemeinde Bizau dem Leser vor Augen führt. Berg- und Naturbeschreibungen lassen Waldingers Heimat lebendig werden und machen Lust auf einen Bergausflug. Die eingestreuten dialektgefärbten Dialoge passen zum Regionalkrimi und lassen die ortsansässigen Protagonisten authentisch wirken.

Besonders Kommissar Waldinger ist gut herausgearbeitet worden. Sein familiäres Umfeld spielt nicht nur bei den Ermittlungen eine Rolle, sondern zeigt auch die Kehrseite seines Berufs. Mitten in einem Familienausflug beginnt er zu ermitteln und vergisst Frau und Enkel, was nicht ohne Familienkrach ausgeht. Dieser Mordermittler hat das Herz am richtigen Fleck und es macht Spaß ihm bei der manchmal etwas unkonventionellen Art der Beweisführung über die Schulter zu blicken.

Für kurzzeitige Verwirrung sorgen die nur mit Vornamen auftauchenden Personen, was teilweise den Lesefluss etwas stört. Muss man doch hin und wieder vor- und zurückblättern, um einen Zusammenhang zwischen den Personen herstellen zu können.

Alles in allem hat mich dieser Regionalkrimi sehr gut unterhalten und Lust auf die Bergwelt gemacht.

Samstag, 20. Dezember 2014

"Drei Tage Manhattan - Begleitung gesucht“ von Tasmina Perry


http://www.berlinverlag.de/typo3temp/pics/cccb8f0e07.jpg

Aktuelle Ausgabe : 10.11.2014
Verlag : Berlin Verlag
ISBN: 9783827012418
Fester Einband: 432 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten  


Die 72jährige britische Lady Georgia Hamilton möchte einmal in ihrem Leben New York sehen, um eine Sehnsucht zu stillen, die schon lange von ihr verdrängt wurde. Mit einer ungewöhnlichen Anzeige sucht sie eine Reisebegleitung. Der jungen Amy Parrett, einer in London lebenden New-Yorkerin, erscheint diese Anzeige, wie der letzte Strohhalm, um an Weihnachten zu ihrer Familie zu kommen. Was als unverfängliche Reise zweier unterschiedlicher Frauen beginnt, entwickelt sich zu einer tragischen Geschichte eines jungen Mädchens in den Fünzigerjahren und der in der Gegenwart liegenden Familiengeheimnisse.



Tasmina Perry hat einen wundervoll einfühlsamen Schreibstil, der zwei Frauen miteinander verbindet, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die Fünzigerjahre zu Zeiten der Londoner Debütantinnenbälle. Die detaillierten Beschreibungen der prächtigen Villen, Festsäle und Ballkleider lassen den Glamour vergangener Zeiten wiederauferstehen. Doch all der Glitzer und Prunk täuscht, denn mitten in diesem versnobten Adelskreisen versucht sich Georgia zusammen mit ihrer Mutter zu behaupten. Eindringlich und emotional wird dargestellt, wie wichtig es für die mittellosen Frauen war, eine gute Partie zu machen.
Georgia gewinnt den Leser von der ersten Seite an für sich. Ob als vornehme, aber herzensgute, britische Lady im Alter oder als junges, eigenständiges Mädchen, das den Debütantinnenzwang nichts abgewinnen kann.


Zitat: "Du musst dich rauswagen, dein Herz öffnen und dich verlieben, auch auf die Gefahr hin, dass dir jemand dieses Herz bricht. Doch glaub mir, das ist es wert, denn nur so kann man sich lebendig fühlen, wahre Liebe erleben und sich selbst treu bleiben."

Der zweite Handlungsstrang spielt in der Londoner Gegenwart. Hier erlebt Amy Parrett, dass sie für ihre große Liebe, wohl nur ein amüsantes amerikanisches Abenteuer war. Als Tänzerin ohne Engagement muss sie sich als Kellnerin mehr schlecht als recht über Wasser halten und hofft immer noch auf ihren Durchbruch. Ihre anfängliche Blauäugigkeit verliert sich durch das Zusammensein mit Georgia. Die alte Dame zeigt ihr, wie sie mehr Selbstbewusstsein erlangt und sich auf ihre Ziele zu konzentrieren lernt.

Mich hat das Buch in seinen Bann gezogen. Die tragische Liebesgeschichte rund um Georgia hat mich berührt. Denn obwohl sie so verletzt wurde und tief getroffen allein zurückblieb, hat sie ihren Weg nicht aus den Augen verloren. Statt verbittert zu sein, zeigt sie Herzenswärme und wird für Amy eine außergewöhnliche Freundin.

Gerade zur Weihnachtszeit bezaubernd schön.

Freitag, 5. Dezember 2014

Wimmerholz von Michael Paul

Zusammen mit dem deutschen Soldaten Martin Greven befindet sich die 10-jährige Lena im Mai 1945 auf der Flucht. Von Königsberg aus geht es an die Küste Schwedens. Aber auch das neutrale Land bietet keine Sicherheit. Ein skrupelloser Geheimbund ist auf der Jagd nach den beiden, um an einen mysteriösen Hinweis zu gelangen. Zuflucht finden sie bei der schwedischen Familie Sandberg. Greta Sandberg setzt sich für sie ein und verliebt sich in Martin Greven. Dessen Kameraden werden in einem Gefangenenlager interniert und warten auf die Abschiebung nach Deutschland. Doch die schwedische Regierung hat plötzlich andere Pläne.
 

Michael Paul hat einen Schreibstil, der den Leser gekonnt in die Vergangenheit versetzt. Man merkt, dass der Autor sehr detaillierte Recherchen zu den historischen Ereignissen durchgeführt hat. Der Leser begleitet Martin und Lena auf ihrer Flucht nach Schweden. Dabei entstehen aufwühlende und bewegende Bilder, die einem noch lange erhalten bleiben.
Die Charaktere sind glaubhaft und realistisch beschrieben. Einige, wie die skrubellosen Werwölfe, verabscheut man abgrundtief, andere schließt man sofort in sein Herz. Besonders die selbstlose Hilfe und Warmherzigkeit der schwedischen Akteure hat mir sehr gefallen. Die Mischung aus wahrer Begebenheit, echten Schicksalen und einer dramatischen Verfolgungsjagd macht den Roman zu etwas besonderem.

Zitat: "Im gleichen Moment wurde allen Anwesenden in dieser gespenstischen Situation klar, dass weder die Deutschen, noch die schwedischen Soldaten Schuld daran hatten, was gerade geschah. Sie schauten sich sekundenlang an, niemand sprach ein Wort. Als würde das Echo des Schusses immer weiter hallen."
Zwei Handlungsstränge werden gekonnt miteinander verwoben. Im Jahr 1998 erhält Lena ein geheimnisvolles Päckchen. Mit diesem Rätsel im Hintergrund begleitet man sie ins Jahr 1945 und kehrt am Ende zurück ins Jahr 1998, in der mit einem unglaublich geschickten Schachzug die Geschichte endet.

Die geschichtlichen Details der Nachkriegszeit in Schweden waren mir bisher völlig unbekannt. Der Blutige Freitag, bei dem unzählige deutsche Soldaten ums Leben kamen ist emotional, dramatisch und nachhaltig beschrieben worden. Mir ist besonders das Schicksal des jungen Hamburger Kaufmannsohns Hannes sehr nahe gegangen.


Bis zur letzten Seite hat mich dieser Roman gefesselt, berührt und überrascht.



Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten



Dienstag, 2. Dezember 2014

Schwarzbuch Markenfirmen von Klaus Werner-Lobo



Wie funktioniert eigentlich Weltwirtschaft, wer steckt hinter sogenannten Weltkonzernen und was sind die Folgen? Detailliert und anschaulich wird das Thema aufgegriffen. Dabei legen die Autoren sehr viel Wert auf verständliche Ausdrücke und Quellenangaben. Hier liest man Fakten und keine Spekulationen.

Anhand von unterschiedlichen Tipps wird Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Jeder kann etwas gegen diesen Unternehmensunsinn tun, in welchem Umfang bleibt jedoch jedem selbst überlassen. Widerstand hat nicht nur ein Gesicht.

Zitat: "Ein allgemeingültiges Rezept zur Weltverbesserung haben wir nicht, jeder und jede von uns hat unterschiedliche Voraussetzungen und Möglichkeiten, das persönliche Umfeld zu gestalten oder auch politisch wirksam zu werden."

Selbst Themen wie Steuern, Pharmamanipulationen und Handelsabkommen sind so gut ausgearbeitet, das man sich als unwissender Leser nicht überfordert fühlt. Vielmehr fängt man an, Zusammenhänge zu sehen, die nicht immer offensichtlich sind.

Das Lebensmittel schon lange nicht mehr das sind, was uns die Werbung versprechen möchte, weiß heute jeder. Doch so schockierend und nachhaltig habe ich bisher keinen Bericht gelesen. Das Bedürfnis nach Schokolade ist mir erst einmal vergangen.

Als besonderes Highlight am Ende werden 50 Weltkonzerne mit Umsatz- und Gewinn dargestellt. Anhand von Beispielen wird aufgezeigt, was gegen die Firmen vorgebracht wird. Zusätzliche Informationen sollen helfen, Alternativen zu finden.

Dieses Buch kann ich nur jedem empfehlen, der mit offenen Augen konsumieren möchte.



Meine Bewertung: 4 von 5 Punkten