Mittwoch, 28. Dezember 2022

Jemand von Elias Haller


Einmal im Jahr versteigert der "Fotograf " ein Bild im Darknet, denn nur einmal im Jahr tötet er. Doch in diesem Jahr wird er Zeuge einer Kindesentführung und sein nächstes Mordopfer rückt in den Hintergrund. Er muss die kleine Maria finden; koste es, was es wolle.  


Elias Haller ist ein Thriller gelungen, der einen klar erkennbaren Täter in ein anderes Licht rückt. Ein unglaublich kalt und kontrolliert agierender Serienkiller wird zum Ermittler. Das Böse bekommt plötzlich Grauschattierungen, die Gut und Böse verwischen. Kurze, knackige Kapitel, häufige Perspektivensprünge bilden das temporeiche Gerüst der Handlung. 

Schnell wird klar, hier wird getötet. Gezielt, präzise und mit dem Ziel, ein perfektes Foto zu erhalten. Neun Jahre lang tötet der "Fotograf" bereits und das BKA ist ihm bisher nicht auf die Spur gekommen. Anhand der Kapitel wird schon deutlich, mit wem die Lesenden es zu tun bekommen: Der Jäger, der Fotograf, der Kurier, das Luder und der Bulle. 

Unterschiedliche Handlungsstränge, die augenscheinlich keine Verbindung haben, nähern sich nach und nach an. Durch geschickt eingeflochtene Rückblicke wird immer deutlicher, warum der Fotograf tötet und wie er seine Opfer findet. 
Dagegen bleibt eine alte DDR-Seilschaft lange nebulös. Es sind Regime-Handlanger, die immer noch im Dunkeln agieren und halbseidene Geschäfte mit der Unterwelt betreiben. Eine siebzehnjährige Kleinkriminelle kundschaftet einen von ihnen aus, um an schnelles Bargeld zu kommen. Ihr drogensüchtiger Bruder kann aber nicht warten und begeht einen stümperhaften Einbruch. Von da an nimmt auch hier der Spannungsbogen seine Fahrt auf. 

Parallel dazu gerät der Bulle Lothar Kellmann immer mehr in Bedrängnis. Die siebenjährige Maria ist aus ihrem Elternhaus verschwunden und die Zeit arbeitet gegen sie. Es gibt keine Anhaltspunkte, außer dass die Kleine nicht in den besten Verhältnissen aufgewachsen ist. 

An dieser Stelle stellen sich beim Lesen die Nackenhaare auf und die Abgründe menschlichen Abschaums werden deutlich. Bis hierher war der Fotograf das Monster, jetzt wird klar, das Menschen Dinge tun, die unvorstellbar grauenhaft sein können.

 "Niemand ist derselbe Mensch der er vorher war sobald er die Welt der Pädophilen betritt."

Natürlich hege ich keine Sympathie für einen Killer. Aber spätestens als klar wird, dass er tatsächlich eine Spur verfolgt, die das Leben des kleinen Mädchens retten könnte, wird aus dem Monster wieder ein Mensch. 

Dieser Thriller geht an die Nerven, beschwört Bilder herauf, die wirklich schlimm sind und ist auch nach einigen Stunden noch sehr präsent. Man sollte sich gut überlegen, wann man diese Zeilen liest. 

Mit hat diese ungewöhnliche Mischung aus Monster und Mensch sehr gefallen. Ein kleiner Punktabzug für zu viele Zwergkaninchen, die der Handlung nichts gebracht haben. 


Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten

Buchinformationen
Erschienen: 06.12.2022
Verlag:  Edition M
ISBN: 9782496710915
Flexibler Umschlag
Seiten: 396





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen