Freitag, 5. Dezember 2014

Wimmerholz von Michael Paul

Zusammen mit dem deutschen Soldaten Martin Greven befindet sich die 10-jährige Lena im Mai 1945 auf der Flucht. Von Königsberg aus geht es an die Küste Schwedens. Aber auch das neutrale Land bietet keine Sicherheit. Ein skrupelloser Geheimbund ist auf der Jagd nach den beiden, um an einen mysteriösen Hinweis zu gelangen. Zuflucht finden sie bei der schwedischen Familie Sandberg. Greta Sandberg setzt sich für sie ein und verliebt sich in Martin Greven. Dessen Kameraden werden in einem Gefangenenlager interniert und warten auf die Abschiebung nach Deutschland. Doch die schwedische Regierung hat plötzlich andere Pläne.
 

Michael Paul hat einen Schreibstil, der den Leser gekonnt in die Vergangenheit versetzt. Man merkt, dass der Autor sehr detaillierte Recherchen zu den historischen Ereignissen durchgeführt hat. Der Leser begleitet Martin und Lena auf ihrer Flucht nach Schweden. Dabei entstehen aufwühlende und bewegende Bilder, die einem noch lange erhalten bleiben.
Die Charaktere sind glaubhaft und realistisch beschrieben. Einige, wie die skrubellosen Werwölfe, verabscheut man abgrundtief, andere schließt man sofort in sein Herz. Besonders die selbstlose Hilfe und Warmherzigkeit der schwedischen Akteure hat mir sehr gefallen. Die Mischung aus wahrer Begebenheit, echten Schicksalen und einer dramatischen Verfolgungsjagd macht den Roman zu etwas besonderem.

Zitat: "Im gleichen Moment wurde allen Anwesenden in dieser gespenstischen Situation klar, dass weder die Deutschen, noch die schwedischen Soldaten Schuld daran hatten, was gerade geschah. Sie schauten sich sekundenlang an, niemand sprach ein Wort. Als würde das Echo des Schusses immer weiter hallen."
Zwei Handlungsstränge werden gekonnt miteinander verwoben. Im Jahr 1998 erhält Lena ein geheimnisvolles Päckchen. Mit diesem Rätsel im Hintergrund begleitet man sie ins Jahr 1945 und kehrt am Ende zurück ins Jahr 1998, in der mit einem unglaublich geschickten Schachzug die Geschichte endet.

Die geschichtlichen Details der Nachkriegszeit in Schweden waren mir bisher völlig unbekannt. Der Blutige Freitag, bei dem unzählige deutsche Soldaten ums Leben kamen ist emotional, dramatisch und nachhaltig beschrieben worden. Mir ist besonders das Schicksal des jungen Hamburger Kaufmannsohns Hannes sehr nahe gegangen.


Bis zur letzten Seite hat mich dieser Roman gefesselt, berührt und überrascht.



Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten



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