Montag, 2. Februar 2015

„Veilchens Winter“ von Joe Fischler

http://www.haymonverlag.at/page.cfm?vpath=buecher/buch&titnr=967

Erscheinungsdatum : 12.01.2015
Verlag: Haymon Verlag 
ISBN:9783852189673
Flexibler Einband: 288 Seiten

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten 


Valerie Mauser ist kaum in Innsbruck angekommen, da ist sie schon per "Du" mit dem Landeshauptmann. Schade nur, dass sie sich an die feucht-fröhliche Willkommensfeier zu ihrem Dienstantritt nicht mehr erinnern kann. Bevor sie überhaupt den neuen Posten antreten kann, bekommt sie vom Landeshauptmann einen Sonderfall mit besonderer Geheimstufe übertragen. Die kleine Tochter eines russischen Oligarchen, der ein Nobelhotel betreibt, wurde entführt. Ohne Ermittlungsteam macht sich Valerie an die Arbeit, bis ihr vor lauter Finanz-, Politik- und Tourismusskandalen die Übersicht verloren geht. Zur Unterstützung eilt ihr ehemaliger Kollege Stolwerk aus Wien hinzu, der glücklicherweise unkonventionelle Fälle liebt und ein Gespür für Menschen hat.
 

Joe Fischler hat einen äußerst unterhaltsamen Regionalkrimi geschaffen, der das Innsbrucker Altstadtflair gut zur Geltung bringt und mit einem Augenzwinkern den russischen Einfluss auf Politik und Tourismus einfließen läßt. Leichte Dialektfärbungen, ein locker leichter Schreibstil und Tiroler Weisheiten unterstreichen die Handlung.

Hauptakteurin Valerie Mauser erscheint anfangs taff und jeder Situation gewachsen. Doch schnell zeichnet sich ein anderes, empfindlich, verletzliches Bild von ihr. Die Vergangenheit scheint sie einzuholen, so sehr sie auch versucht, die Gedanken daran zu verdrängen. Mit einem Schmunzeln liest man von einer imaginären Souffleuse, die Valerie bösartig schöne Kommentare in den unpassendsten Augenblicken zuraunt.

Stolwerk, der Kollege aus alten Zeiten, ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Gutmütig, bequem und immer um sein "Veilchen" besorgt, unterstützt er sie, wo er nur kann. Da schwingt sich der korpulente Wiener selbst bei eisigem Schneetreiben auf ein Fahrrad, um einen Flüchtigen quer durch Innsbruck zu verfolgen.

Auch andere Charaktere werden herrlich überzogen, humorvoll beschrieben. Der selbstgefällige Landeshauptmann, der vor lauter Eitelkeit gar nicht merkt, wie sehr er Valerie unterschätzt hat.
Kollege Schmatz, der von Valerie aus seinem verstaubten Computeralltag herausgerissen wird und a´la James Bond im Hosentaschenformat im A6 durch die Innsbrucker Straßen saust.
Oligarch Boris, mit Bärenkräften und weichem Herz, coolen Bodyguards und seiner obligatorisch schönen jungen Frau.

Das entführte kleine Mädchen bleibt lange im Hintergrund der Handlung. Politische Drahtzieher, Finanzhaie und vermeintliche Mörder führen den Leser auf falsche Spuren. Am Ende zieht der Spannungsbogen noch einmal hefig an.

Die Mischung aus Spannung, Humor, eigenwilligen Charakteren und Städteflair ist gelungen.
Über eine Fortsetzung mit dem eigenwilligen Ermittlerduo würde ich mich freuen.


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