Samstag, 8. April 2023

Die Schuld, die uns verfolgt von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen


In Brandenburg wird eine Bank überfallen, bei der es zur Geiselnahme kommt. Polizeikommissarin Linh-Thi Schmidt versucht die Täterin zur Aufgabe zu überreden, bevor das Sondereinsatzkommando eintrifft. Gleichzeitig sucht Kriminalhauptkommissar Adam Schmidt, Linh-This Ehemann, ein entführtes Mädchen aus Berlin-Wedding. In beiden Fällen läuft den Ermittlern die Zeit davon.  


Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen haben zusammen einen gelungenen Krimi-Serienauftakt geschaffen. Der Kriminalhauptkommissar Adam Schmidt und Polizeikommissarin Linh-Thi Schmidt sind ein deutsch-vietnamesisches Ehepaar, die hier als Ermittler-Duo Schmidt & Schmidt ihren ersten Fall lösen. Vorgestellt werden sie in einer harmonisch familiären Frühstückssituation. Man bekommt einen ersten Eindruck von dem sympathischen Paar, bei dem augenscheinlich beide ihren Freiraum und die notwendige Akzeptanz erhalten. 

Der Hörbuch-Sprecher Simon Jäger versteht es mit lockerer Sprachmelodie die Handlung in Szene zu setzen und ein Gefühl für die Protagonisten zu transportieren. Er schafft es, die Hörenden zu fesseln und es macht Spaß, ihm zuzuhören.

Das Autorenpaar bringt gleich ein hohes Tempo in die Handlung. Mitten in Berlin verschwindet ein kleines Mädchen aus dem Kindergarten. Die Ermittlungen vor Ort sind richtig gut beschrieben. Man spürt die Betroffenheit der Erzieherinnen, die trotz Unterbesetzung allen Elternansprüchen und der daraus resultierenden Herausforderungen gerecht werden wollen. Das Bemühen der Polizeibeamten, die Kinder nicht zu verschrecken und sich behutsam den Kindern mit Fragen zu nähern, zeigt endlich einmal eine positive Sicht auf die Arbeit der Polizei. 

Gleichzeitig wirkt Adam Schmidt fast schon ohnmächtig, starr und abwesend. Man spürt, dass ihm dieser Fall zu schaffen macht. Erst als Erinnerungsfetzen in Rückblenden eingeschoben werden, versteht man sein Verhalten besser. Trotz allem merkt man, dass in ihm etwas schlummert und schwer zu schaffen macht. Verliert er seine Selbstkontrolle, könnte es ihn seinen Job kosten. 

Anders als Adam wirkt Linh-Thi kontrolliert und stark. Die Rückblenden aus ihrer Kindheit als Einwanderungskind zeigen, wie sie sich immer wieder selbst behaupten musste und aus den Fehlern anderer gelernt hat. Sie ist stolz auf ihre Wurzeln und ihre vietnamesische Familie. Ihr Bruder ist kein unbeschriebenes Blatt, würde für sie aber durchs Feuer gehen. 

Die Story verliert keinen Moment an Tempo und gebannt verfolgt man das Geschehen. Linh-Thi setzt sich über Vorschriften hinweg, um dem Sondereinsatzkommando zuvorzukommen. Ihr gutmütiger und durch nichts aus der Ruhe zu bringender Kollege ist ein gelungener Gegenpol. Ihm nimmt man sofort den ländlichen Polizisten ab, der noch jeden im Ort mit Namen kennt. 

Der Spannungsbogen wird zum Ende hin noch um einiges erhöht, als Adam und Linh in ihren Fällen eine Verbindung finden. Besonders die Auflösung des Banküberfalls hat mich überrascht und wurde gut ausgearbeitet. 

Die gekonnt eingeflochtenen Abschnitte über vietnamesische Emigranten und deren Leben in und um Berlin lassen diesen Krimi aus der Masse hervortreten. Ich bin gespannt, ob der nächste Band aus dieser Serie hält, was der erste versprochen hat. 

Ein temporeicher und spannender Serienauftakt mit viel Lokalkolorit.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten

Hörbuchinformationen
Erschienen: 23.02.2023
Verlag:  Hörbuch Hamburg
ISBN: 978-3-8449-3427-4
Laufzeit: 431 Minuten



Gehört zur Serie Schmidt & Schmidt Bandnummer 1



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