Freitag, 27. Mai 2016

Romeo und Romy von Andreas Izquierdo




    Erscheinungsdatum: 11.04.2016
    Verlag: insel taschenbuch
    ISBN: 9783458361411
    Flexibler Einband: 491 Seiten

    Meine Bewertung: 4,5 von 5 Punkten 

Für Romy scheint der Schauspielerinnen-Traum zerplatzt zu sein. Von der Bühne in den Souffleusen-Kasten verbannt und dann auch noch gefeuert. Als ihre Oma stirbt, will sie sich nur noch verkriechen und das funktioniert am besten im heimatlichen Erzgebirge. Doch die einstige Idylle gibt es nicht mehr. Vielmehr streiten sich die hochbetagten Einwohner um die letzten beiden Friedhofsplätze, denn der Friedhof im Nachbardorf ist für sie keine Alternative. Bevor die lebensmüden Senioren auf weitere dumme Gedanken kommen, spannt Romy sie für einen tollkühnen Plan ein. Sie will mitten im Nichts aus einer verfallenen Scheune ein elisabethanisches Theater zaubern und zusammen mit den Alten Romeo und Julia inszenieren.


Andreas Izquierdos Schreibstil ist erfrischend und kurzweilig. Liebevoll geschilderte Charaktere, die langsam immer persönlichere Züge erhalten, machen den besonderen Reiz der Geschichte aus. Anfängliche Schrulligkeit weicht bewegenden Schicksalen. Trotz der leichten Note und den humorvollen Szenen gibt es nachdenkliche Momente, die auf das Aussterben von kleinen Dörfern, die Hoffnungslosigkeit des Alters und den Umgang von jungen Menschen mit Senioren hinweisen.
"Das Leben verbraucht den Geist, das ist wahr, aber es kann ihn auch mit neuer Kraft befeuern."
Durch den Tod ihrer Oma kehrt die gescheiterte Schauspielerin Romy in ihr Heimatdorf Grosszerlitschern zurück und findet dort eine trostlose Dorfgemeinschaft vor, die mehr oder weniger auf ihr Ableben wartet. Dabei ist der Einfallsreichtum der Senioren an einen der heiß begehrten Friedhofsplätze zu gelangen, herrlich humorvoll umgesetzt. Romy kommt gerade rechtzeitig, um dem gefährlichen Spiel ein Ende zu setzen. Naiv, aber voller Tatendrang stürzt sie sich in die Umsetzung ihres Traums ein elisabethanisches Theater zu bauen. Trotz erheblicher Rückschläge, Geldmangel und altersbedingten Problemen ihrer Helfer wandelt sich die Stimmung im Dorf.

Ein besonderes Schmunzel-Highlight sind die ersten Proben. Romeo und Juli im Rentenalter sind schon ein Hingucker, dann aber auch noch im breiten sächsischen Dialekt, einfach klasse:


"De Lärsche wors, de Dageswäschdorinn, nisch de Nachdigoll. ..."
Obwohl Romy die Hauptfigur des Romans ist und mit allerlei Schatten aus der Vergangenheit zu kämpfen hat, spielen die Alten sie herrlich an die Wand. Für mich ist es ein Wohlfühlroman mit einem Appell an alle, das Alter nicht als Sackgasse zu sehen. Tolle Charaktere, die für ihren Traum kämpfen. Man muss sie einfach gern haben.
 

2 Kommentare:

  1. Hallo Gela

    "De Lärsche wors, de Dageswäschdorinn, nisch de Nachdigoll. ..." KÖSTLICH!!!!
    Die Meinungen zu dem Buch gehen ja weit auseinander. Dir scheint es gefallen zu haben. Neugierig bin ich schon. Vielleicht lese ich es auch einmal.

    Ich habe dich durch Liebster award entdeckt. Du wurdest nominiert. Die Auswahl deiner Bücher finde ich interessant. Ich bleibe gleich mal als Leserin da.

    Liebe Grüße, Gisela

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  2. Hallo Gisela,
    danke für Deinen Besuch. Romy und Romeo empfehle ich als Sommerlektüre im Liegestuhl :-)
    Liebe Grüße
    Gela

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