Sonntag, 14. Februar 2016

Schrank am Strand von Heike Karen Gürtler

http://www.amazon.de/Heike-Karen-G%C3%BCrtler/e/B018U31CFU
    Erscheinungsdatum: 12.01.2016
    Verlag: Amazon Publishing 
    ISBN: 9781503933187
    Flexibler Einband: 230 Seiten

    Meine Bewertung: 3,5 von 5 Punkten 

Wie so oft findet Lena auf einer Nordseeinsel Ruhe vom Alltag. Doch auch in ihrem Lieblingsferienhaus überfallen sie Panikattacken, die mit viel Energie bekämpft werden müssen. Überraschende Hilfe findet sie von einem kleinen Jungen, der in ihrem Garten auftaucht und sie wortlos zu verstehen scheint. Bei langen Strandspaziergängen findet sie eine Flaschenpost, dessen Brief nur an sie gerichtet zu sein scheint. Ein emotionaler Briefwechsel über die Flasche begleitet ihre Ferientage. Doch irgendwann ist jeder Urlaub einmal zu Ende.


Heike Karen Gürtler hat für mich keinen Roman im eigentlichen Sinn geschrieben. Vielmehr hatte ich das Gefühl Lenas Therapietagebuch zu lesen. Fast alle Kapitel beginnen mit "Am nächsten Morgen", und werden von Lena erzählt. Der Schreibstil erweckt eine melancholisch poetische Stimmung. Besonders die ruhigen Momente am Strand werden sehr bildlich und gefühlvoll beschrieben.

Hauptprotagonistin Lena kämpft tagtäglich mit ihren Angst- und Panikattacken. Gleichbleibende Rituale scheinen ihr Halt zu geben, das findet sich in der Beschreibung von immer wiederkehrenden Situationen. Sie braucht Platz zum Atmen, den ihr der Alltag nicht immer bietet. Ein harmloser Einkauf im Inselsupermarkt wird zur Tortur, der Lena alle Energie raubt.

Eine wirkliche Romanhandlung gibt es nicht. Vielmehr begleitet man Lena, teilt Begegnungen mit einem blassen Jungen und einem alten Mann, die für sie sehr wichtig werden. Der Briefwechsel per Strand-Flaschenpost läßt den Leser in Lenas Gedankenwelt eintauchen:


"... ich habe vor kurzem einen menschen getroffen, der eine tiefe spur in mir hinterlassen hat. ich weiß eigentlich nichts über ihn, nicht einmal, ob er real ist."

Doch schnell stellt sich die Frage: Was ist wirklich und was entspringt nur ihrer Fantasie.

Mich haben einige Szenen im Buch fragend zurückgelassen. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst keinerlei Erfahrung mit Angststörungen habe. Das Zurechtfinden in Lenas verschiedenen Daseinsformen hat mir große Probleme bereitet.

Für mich war es eine Erfahrung zu erleben, was es bedeutet, in ständiger Angst vor der nächsten Panikattacke zu leben. Wie schwer es ist, das Leben zu organisieren und zu überleben. Mit dem Ende konnte ich aber leider so gar nichts anfangen.

Eine Bewertung ist mir nicht leicht gefallen. Für einen Roman kann ich leider nur 3 Sterne geben. Für den Mut, sich einem so schwierigen Thema zu stellen, habe ich aber großen Respekt.

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