Sonntag, 12. März 2023

In blaukalter Tiefe von Kristina Hauff


Andreas überrascht seine Frau Caroline mit einem Segeltörn nach Schweden. Die Überraschung wird dadurch gedämpft, dass sie nicht als Paar verreisen, sondern Andreas auch seinen Anwaltskollegen und dessen Freundin eingeladen hat. Dank des erfahrenen Skippers Eric, dem wunderschönem Boot "Querelle" und der Vorfreude auf 10 Tage Urlaub gelingt der Start der Segelneulinge. Doch ein Segelboot bietet nicht nur Abenteuer und Naturerlebnis, sondern fordert auch den Preis durch Enge und fehlende Rückzugsorte. Unausgesprochenes tritt nach wenigen Tagen an die Oberfläche und Konflikte werden offen ausgetragen. Als zusätzlich zur aufgeladenen Stimmung an Bord ein Unwetter aufzieht, ist jedem klar, dass diese Reise nicht ohne Folgen bleiben wird. 


Dass Autorin Kristina Hauff eine leidenschaftliche Seglerin ist, merkt man von der ersten Seite an. Ihre Begeisterung ist ansteckend und auch als Nicht-Segelnde spürt man diese Nähe zum Wasser und zur Natur. Detailreich und interessant werden die einzelnen Handgriffe beschrieben, die notwendig sind, um mit dem Wind über das Wasser zu gleiten. 

Von Anfang an ist eine Spannung zwischen den einzelnen Personen zu spüren, die durch den Wechsel der Erzählperspektive noch verstärkt wird. Die Autorin legt den Fokus kapitelweise immer auf einen anderen Protagonisten und der Charakter gewinnt an Lebendigkeit.

Reich, unsympathisch und arrogant tritt der Wirtschaftsstrafverteidiger Andreas auf. Er ist es gewohnt, Menschen zu dominieren und seinen Standpunkt durchzusetzen. Chefredakteurin Caroline steht ihrem Ehemann in nichts nach. Nur im Privatleben haben sich die zwei nichts mehr zu sagen.

 "Sie hätte mit ihm darüber sprechen können. Aber stattdessen hatte sie ihn ausgeschlossen. Sich immer weiter von ihm entfernt, und nun gab es kein Zurück mehr."

Bis über die Mitte hinaus hat die Handlung eine Sogwirkung. Gespannt verfolgt man dieses auf hoher See stattfindende Kammerspiel. Jeder der Charaktere trägt eine spürbare Last und gleichzeitige Hoffnung mit sich, die unter einer gekonnt inszenierten Fassade versteckt wird. 

Nach und nach fängt diese an zu bröckeln und die entstandenen Risse treten an die Oberfläche. Lediglich der Skipper Eric Fauré bleibt verschlossen und geheimnisvoll.

Im letzten Teil wurde für meinen Geschmack dann zu sehr in die Dramaschublade gegriffen. Eifersüchteleien, Geltungsbewusstsein und Verzweiflung führen zu Überreaktionen und Fehlentscheidungen. Der Spannungsbogen wird unnötig und unglaubwürdig überstrapaziert. Ein wesentlich ruhigerer Verlauf zum Ende hin hätte mir besser gefallen. 

Wer psychologische Ränkespiele mag und nicht zu viel Wert auf Tiefe legt, wird hier auf seine Kosten kommen. 


Von mir gibt es 3,5 von 5 Punkten

Buchinformationen
Erschienen: 20.02.2023
Verlag:  hanserblau
ISBN: 978-3-446-27581-2
Fester Umschlag
Seiten: 288





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